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Demobilisierungslager der Guerilla in Kolumbien zwischen Ausnahme und Normalität

Titelangaben

Dießelmann, Anna-Lena ; Hetzer, Andreas:
Demobilisierungslager der Guerilla in Kolumbien zwischen Ausnahme und Normalität.
In: Devlin, Julia ; Evers, Tanja ; Goebel, Simon (Hrsg.): Praktiken der (Im-)Mobilisierung : Lager, Sammelunterkünfte und Ankerzentren im Kontext von Asylregimen. - Bielefeld : transcript , 2021 . - S. 155-182
ISBN 978-3-8376-5202-4
DOI: https://doi.org/10.14361/9783839452028

Abstract

Die Einrichtung von »Übergangszonen zur Normalisierung« (Zonas veredales transitorias de normalización, ZVTN) war einer der wichtigsten Aspekte des 2016 geschlossenen Friedensabkommens in Kolumbien zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla. Die Regierungsziele bestanden darin, den Waffenstillstand mit der FARC zu garantieren, deren Entwaffnung durchzuführen sowie die Reinkorporation der ehemaligen Kämpfer*innen in das Zivilleben und ihren Übergang in die Legalität vorzubereiten. Dazu wurden in verschiedenen Regionen des Landes insgesamt 23 solcher Gebiete und sieben Konzentrationspunkte eingerichtet. Die Kombattant*innen trafen im Februar 2017 in den Lagern ein. Im September 2017 erfolgte die Waffenabgabe und kurz darauf benannte die kolumbianische Regierung die Lager in »Fortbildungs- und Wiedereingliederungszonen« (Espacios Territoriales de Capacitación y Reincorporación, ETCR) um, womit die Etappe der Reintegration ins Zivilleben eingeläutet werden sollte. Die Demobilisierungslager werden als Sonderwelt im Übergang zwischen Kriegszustand und Eingliederung in die Zivilgesellschaft verstanden, also als Nahtstelle gesellschaftlicher Exklusion und Inklusion. Ihre soziale Logik folgt gewissen formalen Kriterien, etwa hinsichtlich Zugangskontrollen, regulierten Besuchszeiten, internen Regeln und einer besonderen Beziehung zu ihrer Umgebung. Im Prozess der Wiedereingliederung in die Zivilgesellschaft ändern sich charakteristische Interaktionsformen, die von der Beschaffenheit des konkreten Ortes beeinflusst werden. In einer Kombination aus fokussierter Datenerhebung
audiovisueller und ethnografischer Daten vor Ort mit einer exemplarischen »Datenanalysewerkstatt« werden die Demobilisierten dem Prinzip partizipativer
Forschungsmethoden folgend als Akteur*innen miteinbezogen. Mit der Analyse des konkreten Falles in Kolumbien können Erkenntnisse für die internationale Debatte über die Funktion von Lagern für die soziale Integration generalisiert werden. Zudem lassen sich Schlüsse darüber ableiten, welche politischen Konzepte der Reintegration sich durchsetzen lassen – in diesem Fall die Vereinzelung der Demobilisierten seitens der Regierung.

Weitere Angaben

Publikationsform: Aufsatz in einem Buch
Begutachteter Beitrag: Nein
Institutionen der Universität: Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Kultur- und Religionssoziologie
Fakultäten
Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät
Titel an der UBT entstanden: Nein
Themengebiete aus DDC: 300 Sozialwissenschaften > 300 Sozialwissenschaften, Soziologie
Eingestellt am: 23 Mär 2021 13:14
Letzte Änderung: 23 Mär 2021 13:14
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/64204