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Lokale Selbstregelungen im Kontext schwacher Staatlichkeit in Antike und Moderne : Ein Forschungsprogramm für einen Perspektivwechsel

Titelangaben

Pfeilschifter, Rene ; Lauth, Hans-Joachim ; Fischer, Doris ; Rothfuß, Eberhard ; Schachner, Andreas ; Schmitz, Barbara ; Werthmann, Katja:
Lokale Selbstregelungen im Kontext schwacher Staatlichkeit in Antike und Moderne : Ein Forschungsprogramm für einen Perspektivwechsel.
Würzburg , 2019 . - 36 S.
DOI: https://doi.org/10.25972/OPUS-19347

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Angaben zu Projekten

Projektfinanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft Forschungsgruppe 2757

Abstract

Der Nucleus von Staatlichkeit liegt auf der lokalen Ebene, im Dorf, im Viertel, in der Nachbarschaft. Hier entwickelt eine Gemeinschaft jenseits der Familie zuerst kollek-tive Regeln, die ihren Fortbestand sichern sollen. Meist ist aber nicht nur diese Regelungsebene vorhanden. Über ihr stehen überlokale Herrschaftsformationen – von regionalen Verbünden bis zum Imperium –, welche die Ordnungsangebote vor Ort ergänzen oder mit ihnen konkurrieren. Örtliche Selbstregelungen sind, so die Prämisse dieser Forschungsgruppe, dann besonders vielfältig und ausgeprägt, wenn überlokale Staatlichkeit im Modus der schwachen Durchdringung existiert. Wie lokale Selbstre-gelungen in diesem Kontext funktionieren, ist unsere zentrale Forschungsfrage. Wir untersuchen die Relationen zu den staatlichen Ebenen wie zu anderen lokalen Grup-pen in ihrem zeitlichen Verlauf, wir analysieren die Reichweite und die räumliche Bedingtheit von Selbstregelungen, fragen nach ihrer Legitimierung sowie nach der Interdependenz zu Organisation und kollektiver Identität der sie tragenden Gruppen; schließlich wenden wir uns der Bedeutung der Selbstregelungen für die Ordnungsform der schwachen Staatlichkeit zu. Der empirische Fokus liegt auf der lokalen Ebene, die in der bisherigen Forschung zum Regieren jenseits des Staates wenig beachtet wurde. Dazu wird in kategorial strukturierten Fallstudien gearbeitet, die in räumlichen und zeitlichen Bereichen außerhalb der europäischen (Sonder-)Entwick-lung von Staatlichkeit seit dem Hochmittelalter situiert sind: in der griechisch-römi-schen Antike und im Globalen Süden der Gegenwart. Mit der unterschiedlichen Zeit-stellung möchten wir zur Überwindung der oft als kanonisch geltenden Dichotomie zwischen Moderne und Vormoderne beitragen. Angestrebt wird sowohl die komparative Analyse der verschiedenen Ordnungsarrangements als auch die typologische Erfassung lokaler Regelungsmuster. Allein von der Anlage des empirischen Vergleichs erwarten wir methodischen Ertrag, denn es gilt disziplinäre Beschränkungen zu erkennen, mit ihnen umzugehen und sie zu überwinden. Ausgehend von der Identifizierung typischer Muster und Prozesse, möchten wir theoriebildend die Mechanismen für das Gelingen lokaler Ordnungsarrangements im Ganzen besser abschätzen. Somit leisten wir einen entscheidenden interdisziplinären Beitrag zum Verständnis basaler Elemente von Staatlichkeit, die gerade im Kontext schwacher Staatlichkeit von elementarer Bedeutung sind. Diese in historischer Perspektive gewonnenen Erkennt-nisse sollen helfen, die Gegenwart nicht nur aus ihren eigenen, scheinbar völlig neuartigen Voraussetzungen heraus zu begreifen, und so die politische Analyse diverser Governance-Formen erheblich schärfen.

Abstract in weiterer Sprache

The nucleus of statehood is situated at the local level: in the village, the neighbor-hood, the city district. This is where a community, beyond the level of the family, first develops collective rules that are intended to ensure its continued existence. But usually this is not the only level of governance at play. Above it, there are supralocal for-mations of power, varying in scope from regional networks to empires, which supple-ment the local orders or compete with them. The premise of the research unit is that local forms of self-governance are especially heterogeneous and prominent, wherever supralocal statehood exists in the mode of weak permeation. The central question of our approach is how local forms of self-governance work in this context. We will examine the relations to the state level as well as to other local groups as they develop over time; the scope and spatial contingency of forms of self-governance; their legit-imization and the interdependency with the organization and collective identity of those groups which carry them out; finally, we will turn our attention to the signifi-cance of self-governance for the configuration of weak statehood. The empirical focus will be at the local level, which has so far been largely neglected in the research on governance beyond the state. In order to achieve this, we will work with case studies that are structured by categories and situated in geographical areas and time periods that lie outside of modern Europe with its particular development of statehood since the Late Middle Ages: in Antiquity and in the Global South of the present. By incorporating these different time frames, we hope to contribute to overcoming the dichotomy between the modern and premodern era, which is often given canonical status. Our goal is a comparative analysis of different configurations of order as well as the development of a typology of patterns of local governance. The structure of the empirical comparison itself promises methodological insights, since it will entail recognizing, dealing with, and overcoming disciplinary limitations. Starting with the identification of typical patterns and processes, we hope to get a better grasp of the mechanisms by which local configurations of order succeed, while at the same time advanc-ing the theoretical debate. This will allow us to make an interdisciplinary contribution to the understanding of fundamental elements of statehood and local governance that are of central importance, especially in the context of weak statehood. The insights we hope to gain by adopting this historical perspective will contribute to understand-ing a present that is not based exclusively on its own, apparently completely new pre-conditions, and will thus significantly sharpen the political analysis of various forms of governance.

Weitere Angaben

Publikationsform: Working paper, Diskussionspapier
Institutionen der Universität: Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Geowissenschaften
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Geowissenschaften > Lehrstuhl Sozial- und Bevölkerungsgeographie > Lehrstuhl Sozial- und Bevölkerungsgeographie - Univ.-Prof. Dr. Eberhard Rothfuß
Fakultäten
Fakultäten > Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften > Fachgruppe Geowissenschaften > Lehrstuhl Sozial- und Bevölkerungsgeographie
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 900 Geschichte und Geografie > 910 Geografie, Reisen
Eingestellt am: 07 Jan 2020 13:59
Letzte Änderung: 07 Jan 2020 13:59
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/53657