Titelangaben
Mayer, Alexander:
Essays on Voting Power.
Bayreuth
,
2018
. - XI, 139 S.
(
Dissertation,
2018
, Universität Bayreuth, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
Abstract
This thesis deals with the measurement of voting power in different decision environments. After a short introduction in Chapter 1, several established concepts for power analysis are reviewed and applied in Chapters 2 and 3. Chapters 4 and 5 step on new ground by introducing a power index for a decision environment that has not been formalized before.
More specifically, the second chapter contrasts the textbook claim that Luxembourg was a null player in the first period of the European Economic Community (EEC) with a more comprehensive picture of Luxembourg's role in EEC's voting system. It turns out that the assessment of Luxembourg's voting power is sensitive to the role played by the European Commission in the decision-making procedure and to the measurement concepts underlying power evaluations.
The third chapter analyzes the European Union's codecision procedure as a bargaining game between the Council of the European Union and the European Parliament. The relative influence of these institutions on legislative decision-making in the EU is assessed under a priori preference assumptions. In contrast to previous studies, the chapter does not consider the codecision procedure in isolation but includes several aspects of the EU's wider institutional framework. The finding that the Council is more influential than the Parliament is robust to adding "context" to the basic model but the imbalance is considerably smaller than was previously diagnosed.
The fourth chapter considers collective decisions between more than two alternatives by a given number of differently sized voter groups. Weighted committee games are introduced in order to describe corresponding decision-making in a similar fashion as weighted voting games model binary decision environments. The chapter compares different voting weight configurations for plurality, Borda, Copeland, and antiplurality rule. The respective geometries and distinct numbers of structurally non-equivalent committees have escaped notice so far.
Finally, the fifth chapter seeks to clarify if – and quantify the extent to which – adoption of a particular collective choice rule in a weighted committee game creates a (dis)advantage for specific groups a priori. It extends established methods for quantifying influence from weighted voting on binary options to several voting rules for three or more alternatives. Voting weights and decision rules interact in more complicated ways than traditional voting power indices can capture.
Abstract in weiterer Sprache
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Messung von Abstimmungsmacht in unterschiedlichen Entscheidungsumgebungen. Nach einer knappen Einführung in Kapitel 1 werden in Kapitel 2 verschiedene etablierte Konzepte der Machtanalyse aufgegriffen und angewandt. Kapitel 4 und 5 betreten Neuland, indem sie einen Machtindex für eine Entscheidungsumgebung einführen, die in der Literatur bislang noch nicht formalisiert wurde.
Das zweite Kapitel stellt der Lehrbuchmeinung, dass Luxemburg in der ersten Periode der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) ein Nullspieler war, ein umfassenderes Bild der Rolle Luxemburgs im Wahlsystem der EWG gegenüber. Es zeigt sich, dass die Bewertung der Abstimmungsmacht von Luxemburg von der Rolle der Europäischen Kommission im Entscheidungsprozess und den der Machtbewertung zu Grunde liegenden Messkonzepten abhängt.
Das dritte Kapitel analysiert das Mitentscheidungsverfahren der Europäischen Union als Verhandlungsspiel zwischen dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament. Der relative Einfluss dieser Institutionen auf die legislative Entscheidungsfindung in der EU wird anhand von A-priori-Präferenzannahmen bewertet. Im Gegensatz zu vorherigen Studien betrachtet das Kapitel das Mitentscheidungsverfahren nicht in Isolation, sondern bezieht mehrere Aspekte des breiteren institutionellen Rahmens der EU ein. Die Erkenntnis, dass der Rat einflussreicher als das Parlament ist, erweist sich zwar als robust gegenüber dem Hinzufügen von “Kontext” zum Basismodell, allerdings ist die Ungleichheit deutlich geringer als bislang festgestellt.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit kollektiven Entscheidungen von einer gegebenen Anzahl unterschiedlich großer Wählergruppen zwischen mehr als zwei Alternativen. Es werden gewichtete Komiteespiele eingeführt, um den zugehörigen Entscheidungsfindungsprozess in ähnlicher Weise beschreiben zu können, wie gewichtete Abstimmungsspiele binäre Entscheidungsumgebungen modellieren. Das Kapitel vergleicht verschiedene Stimmgewichtskonfigurationen für die Plurality-, Borda-, Copeland- und Antiplurality-Regel. Die jeweiligen Geometrien und unterschiedlichen Anzahlen von strukturell nicht äquivalenten Komitees wurden bislang noch nicht bemerkt.
Das fünfte Kapitel versucht schließlich festzustellen, ob die Verwendung einer bestimmten kollektiven Entscheidungsregel in einem gewichteten Komiteespiel a priori einen Vor- bzw. Nachteil für eine bestimme Gruppe induziert und diesen ggf. zu quantifizieren. Dabei werden etablierte Konzepte zur Quantifizierung von Einfluss bei gewichteten Abstimmungen über binäre Alternativen auf mehrere Wahlregeln für drei oder mehr Alternativen erweitert. Es zeigt sich, dass das Zusammenspiel von Stimmgewichten und Entscheidungsregeln weitaus komplizierter ist als das, was von traditionellen Machtindizes erfasst werden kann.