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Pleasure and Purity : An exploration of the cultural potential to shift towards more sustainable food consumption patterns in the Netherlands

Titelangaben

Schösler, Hanna:
Pleasure and Purity : An exploration of the cultural potential to shift towards more sustainable food consumption patterns in the Netherlands.
Bayreuth : Dissertation VU University , 2012
ISBN 978-94-6203-058-9
( Dissertation, 2012 , VU University, Amsterdam, The Netherlands)

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Projektfinanzierung: Andere
Transforum, The Netherlands

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Zusammenfassung
Lebensmittelproduktion und -konsum haben bedeutende Umweltauswirkungen, aber auch soziale, ökonomische und gesundheitliche Implikationen. Das Ernährungssystem gilt also für die Nachhaltigkeit als ein sehr wichtiges Handlungsfeld. Die Tatsache, daß unsere Ernährungsgewohnheiten nachhaltiger werden müssen,
ist dabei allgemein akzeptiert, und doch gibt es keine Übereinstimmung wie eine nachhaltige Gesellschaft und nachhaltige Lebensstile aussehen könnten, die solche Veränderungen unterstützen würden. Diese Dissertation erarbeitet Antworten auf die Frage warum es so schwierig ist, Übereinstimmung zu erreichen zu dem Thema der nachhaltigen Ernährung und welchen Handlungsspielraum Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft trotzdem haben, um diese zu fördern.
Die Arbeit besteht aus fünf unabhängigen Forschungsartikeln die das Thema nachhaltiger Ernährung aus verschiedenen Perspektiven bearbeiten. Die Artikel sind derweil thematisch miteinander verbunden, haben aber auch ihre eigene interne Logik. Der erste Teil der Forschungsarbeit (Kapitel zwei und drei) beschreibt zwei verschiedene kulturelle Strömungen unter der Niederländischen Bevölkerung, die im Zuge gesellschaftlichen Wertewandels begriffen werden können, und die das Potenzial haben, Veränderungen im Umgang mit dem Essen zu fördern. Das dominante Paradigma in der heutigen Ernährungskultur ist im Besonderen als problematisch anzusehen, da es den massalen Konsum von intensiv produzierten Fleischprodukten ermöglicht und routinisiert hat. Der übermäßige Verzehr von tierischen Eiweißen hat negative Folgen für die Umwelt, soziale Strukturen, die Gesundheit des Menschen und erschwert die artgerechte Tierhaltung. Zwei kwalitative Studien erklären die tieferen Motive von bestimmten Gruppen, um sich intensiv mit der Ernährung auseinanderzusetzen und bewußt ihr Konsumverhalten zu verändern. Die Studien zeigen, daß es den Menschen darum geht, ihren Umgang mit dem Essen in Einklang zu bringen mit ihrer Weltanschauung und ihrem Handeln somit eine tiefere Bedeutung zu geben. Für die eine Gruppe geht es dabei vor allem um persönliche Werte wie Naturverbundenheit, Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit, und eine moralische, sowie stoffliche Reinheit des Essens. Die andere Gruppe sucht Bedeutung in sämtlichen Sinnesfreuden des Essens, Ernährungskompetenz und den sozialen Beziehungen, die der Umgang mit dem Essen schafft. Diese zwei Orientierungen reflektieren einen Kontrast zwischen Reinheit und Ethik einerseits und Sinnesfreude und Ästhetik andererseits. Die Artikel illustrieren, daß diese Motivationen heutiger Konsumenten im Rahmen des gesellschaftlichen Wertewandels im Westen interpretiert werden können. Entscheidungsträgern, die nachhaltige Ernährung unter großen Teilen der Bevölkerung fördern möchten, wird daher empfohlen, um sich bei diesen kulturellen Trends anzuschließen und diese sinnvoll zu benutzen. Hierbei ist zu denken an das Abstecken eines politischen Rahmens mit Hilfe bestimmter rhetorischer Begleittöne und die Stimulierung nachhaltiger Handlungsperspektiven und Ernährungspraktiken mit Hilfe von ’nudging’ (dem gezielten Anstoßen von klugen Entscheidungen).
Obwohl Theorien des Wertewandels die Art, Richtung und Dynamik von sozialen Veränderungen andeuten können, geht es hierbei doch oftmals um möglicherweise langsame und längerfristige Veränderungen. Man muß also ausgehen von sehr pluralistischen Orientierungen im Umgang mit dem Essen und Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft sollten parallel verschiedene Wege bewandern und unterschiedliche Werkzeuge einsetzen, um eine nachhaltige Ernährung zu fördern. Der zweite Teil der Arbeit (Kapitel vier bis sechs) beschreibt daher in drei kwantitativen Studien stark divergierende Motivationen im Umgang mit dem Essen. Hierbei spielen die oben beschriebenen Orientierungen wiederum eine Rolle und mit Hilfe der ’Selbstbestimmungstheorie’ wurde die Basisidee eines mehr sinnvollen Umgangs mit dem Essen weiterentwickelt. Philosophische und sozial-psychologische Perspektiven wurden hierzu kombiniert, um Verbindungen herzustellen zwischen dem kulturellen Niveau und dem Niveau individueller Motivation.
In einer kwantitativen Erhebung unter der Niederländischen Bevölkerung wurden Werteorientierungen gemessen und wurden intrinsische und extrinsische Motivationen unterschieden. Die Resultate geben an, daß verschiedene Motivationen mit Bezug auf das Essen in Verband zu bringen sind mit einem typischen Spannungsfeld innerhalb der Westlichen Kultur: einem eher intuitiven, expressiven
gegenüber einem eher kalkulierenden Umgang mit der Ernährung. Diese Unterschiede werden deutlich aufgrund vier verschiedener Faktoren: das Maß in dem Menschen die Verbindung mit der Natur und der Ernährung verinnerlichen, wie viel Sinnesfreude ihnen der Umgang mit dem Essen bereitet, in wie fern externe
Faktoren ihren Umgang mit dem Essen beeinflussen, und ob sie in Bezug
auf ihre Ernährung Ambivalenz fühlen. Diese vier Faktoren stehen in Verband
mit nachhaltigen Ernährungspraktiken, wie zum Beispiel der Frequenz und dem
Umfang des Fleischkonsums, der Wahl für biologisches Fleisch, Freilandprodukte
und vegetarische Snacks, sowie dem Körpergewicht.

Die Studie widmet sich auch Praktiken des Fleischkonsums, des Ersetzens, und
des Verminderns des Fleisches. Die Praktiken von Menschen illustrierten, daß
das Ersetzen des Fleisches bestimmten Regeln folgt. Hierbei werden erst andere
Produkte tierischen Ursprungs als adäquater Fleischersatz gesehen, danach folgen
konventionelle Fleischersatzprodukte die als solches vermarktet werden, und dann
erst folgen vegetarische Mahlzeiten in denen Fleisch nicht mehr bewußt ersetzt
wird und worin pflanzliche Proteine wie Nüsse, Linsen und Getreide eigenständig
zu ihrem Recht kommen. Die Studie zeigt auch, daß Praktiken des Fleischkonsums
abhängig sind von Präferenzen für bestimmte Mahlzeittypen: die konventionelle
Dreikomponentenmahlzeit bestehend aus einem proteinhaltigen Element, einem
kohlehydratehaltigen Element und einem Gemüse gegenüber einer kombinierten
Mahlzeit wie zum Beispiel einem Pastagericht. Auch die Kenntnis, welche Nahrungsmittel tierische, beziehungsweise pflanzliche Proteine enthalten, sowie die
Kochkompetenz, die Präferenz für pflanzliche Nahrungsmittel und die verschiedenen
Motivationstypen spielen eine Rolle. Die Unkenntnis vegetarischer Mahlzeitalternativen
und das Fehlen von Kochkompetenz erschweren eine zunehmende Bereitung von vegetarischen Gerichten. Die Resultate zeigen, daß Fleischkonsum auf komplexe Weise sozial-kulturell verankert ist, und daß die Verminderung oder qualitative Verbesserung des Fleischkonsums um verschiedene Strategien fragt, die Zielgruppen voneinander unterscheiden und gezielt in Veränderungstrajekte mit einbeziehen. Es bieten sich hier vier verschiedene Wege an. Erstens, die schrittweise Einführung mehr vegetarischer Mahlzeiten als gesunde Alternative, zweitens eine beim convenience Trend anschließende Veränderung, die Fleischbestandteile (teilweise) ersetzt, ohne daß Mahlzeitstrukturen verändert werden müssen, drittens das Verkleinern der Portionen und viertens, wie oben bereits beschrieben, das Fördern einer Kulturveränderung.

Diese Dissertation verschafft einen ersten Einblick in die Überschneidungen der
Themenbereiche Ernährungskultur, Nachhaltigkeit und soziale Psychologie. Die
Resultate sollen Entscheidungsträgern zu Gute kommen, die sich in Politik und
Wirtschaft mit der Förderung der nachhaltigen Ernährung beschäftigen.

Weitere Angaben

Publikationsform: Dissertation
Institutionen der Universität: Profilfelder
Profilfelder > Emerging Fields > Lebensmittel- und Gesundheitswissenschaften
Profilfelder > Emerging Fields
Titel an der UBT entstanden: Nein
Themengebiete aus DDC: 300 Sozialwissenschaften > 300 Sozialwissenschaften, Soziologie
300 Sozialwissenschaften > 360 Soziale Probleme, Sozialdienste
Eingestellt am: 27 Mär 2015 09:03
Letzte Änderung: 26 Jan 2023 09:57
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/9330