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Das System der Verbalstämme in der arabischen linguistischen Tradition: Elemente der morphologischen und semantischen Analyse

Titelangaben

Yavrumyan, Marat:
Das System der Verbalstämme in der arabischen linguistischen Tradition: Elemente der morphologischen und semantischen Analyse.
Bayreuth , 2006 . - VIII, 293 S.
( Dissertation, 2006 , Universität Bayreuth, Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät)

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Abstract

Eine Besonderheit der arabisch-islamischen Kultur liegt im ausgeprägten Interesse an den eigenen sprachlichen Realien. Die Entstehung einer an den religiösen Bedürfnissen der Textexegese orientierten arabischen Sprachwissenschaft im weitesten Sinne läßt sich bis in die Anfänge des Umaiyaden-Kalifats in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts zurückverfolgen. In diesem spezifischen kultur-historischen Kontext hat sich auch das einzigartige System der sprachwissenschaftlichen Analyse formiert, die als arabische Nationalgrammatik oder als arabische linguistische Tradition (ALT) bekannt ist. Unter dem Gesichtpunkt historischer Betrachtung bedarf die Beschäftigung mit der arabischen linguistischen Tradition heutzutage keiner besonderen Begründung mehr. Dabei ist der Versuch, die einheimischen Grammatiker aus eigenen theoretischen Voraussetzungen heraus zu erklären, „in jeder Weise gerechtfertigt“. Die theoretischen und methodischen Voraussetzungen der arabischen Grammatiker würden jedoch sicher noch klarer zutage treten, wenn man diese in Relation zu neueren Systemen bringen und kritisch zu erfassen versuchen würde. Mit einer solchen Verfahrensweise ließen sich einerseits die einheimischen theoretischen und methodischen Voraussetzungen „würdigen“ und andererseits deren „Modernisierung“ - verstanden als mechanische Anwendung des Begriffsapparats der modernen Linguistik – bei ihrer Erklärung „vermeiden“. Das Vorhaben, die arabische linguistische Tradition unter Anwendung neuer Forschungsansätze adäquat zu erfassen, hat von seiner Aktualität nichts eingebüßt. Die letzten erfolgreichen Untersuchungen auf diesem Gebiet ermöglichen neue Einsichten bei der Erläuterung sowohl konkreter Problemstellungen als auch der sog. allgemeinen „Logik“ der arabischen Tradition. „The Arabs […] said what they wanted to say, but it might not be what we wanted to hear; nor did they always say it in the way we are accustomed to. Our task is not to think everything out for them but to find out what they thought and how.” (Frolov 2000:21): Im Rahmen einer solchen Herangehensweise ist es das Anliegen dieser Dissertation, einige der in der arabischen linguistischen Tradition für die morphologische und semantische Analyse verwendeten Elemente und Grundbegriffe adäquat zu erläutern. Dies geschieht vor allem anhand der grammatischen Werke von Sibawaih (gest. 180/793), az-Zamakhsari (gest. 538/1144), Ibn Yaish (gest. 643/1245) und al-Astarabadhi (gest. 688/1286). Nach Skizzierung der in der arabischen Tradition gängigen allgemeinen Vorstellungen zu Morphologie, Terminologie und den Methoden der morphologischen Analyse, werden diese am Beispiel der Nominal- und insbesondere der Verbalstämme näher ins Auge gefaßt. Die morphologische Analyse der ALT selber wird als Modellierungsprozess (tamthiyl) der Wortformen und Eingruppierung der Stämme in die Beschreibungsklassen (als Klassifizierung) dargestellt. Es folgt eine Auseinandersetzung mit den Elementen des Modellierungsprozesses, mit den morphologischen Mitteln sowie mit den funktional-strukturellen Typen der Erweiterung, die in den arabischen grammatischen Werken während der morphologischen Analyse der Stämme verwendet worden sind. Die klassifikatorischen Lösungen bei der Gruppierung der Stämme und die innersystemische Kausalität der Lösungsansätze sind separat behandelt, und zwar als eine dynamische (derivativ-kausale) Klassifikation mit einer (im Prinzip) offenen (erweiterbaren) Objektmenge bei Sibawaih und derivative Klassifikation mit einer geschlossenen (gegebenen) Menge der klassifzierten Objekte bei den späteren Grammatikern. Abschließend werden einzelne semantische Komponenten, semantische Marker, semantische Multiplikatoren und lexikalisch-semantische Klassen der Verben betrachtet, die die ALT im Rahmen der semantischen Analyse der Verbalstämme und der Verbalerweiterung ausgebildet hat. Schließlich wird der Frage nachgegangen, ob die semantischen Komponenten, die die arabischen Grammatiker in der sog. Lexik der semantischen Metasprache konsequent benutzt haben, als elementar bzw. als Indefinibilia/semantische Primitiva gedeutet werden können. Die in der Arbeit vorkommenden arabischen Begriffe und Konzepte sind in einem Glossar erfaßt und systematisch dargestellt.

Abstract in weiterer Sprache

Arabic-Muslim culture is distinguished by the interest of scientific thinking towards the realities of Arabic. In the complex of sciences, which was called al-uluwm al-arabiyya (Arabic sciences) and was presented as a unity of disciplines (Koranic studies, Islamic law, Lexicography, Metrics etc.) based on Arabic and a conceptual system developed in Arabic, a linguistic constituent was discernible from the very beginning. In the course of time and within a specific historic-cultural context it stood apart and today is known as the Arabic linguistic tradition. Today the historical discussion of Arabic linguistic tradition is in no need of independent justification; the presentation of theoretical positions of the Arabic medieval grammarians is still relevant. This brings up the issue whether or to what extent it is preferable to critically interpret them in the light of new systems and methods of linguistic description. Such an approach allows the concepts of the ALT to be understood with greater clarity. The adequate perception and interpretation of research on the Arabic linguistic tradition as well its modern linguistic methodological base remains one of the current issues in the study of Arabic linguistics. Successful research in recent years in this sphere gives the possibility of a principally new approach for both the individual problems of the tradition as well as its general logic. “The Arabs […] said what they wanted to say, but it might not be what we wanted to hear; nor did they always say it in the way we are accustomed to. Our task is not to think everything out for them but to find out what they thought and how.”: Within the context of such an approach to the problem this study aims to adequately present and interpret the methods and fundamental conceptions of morphological and semantic analysis in the Arabic linguistic tradition and is based on the studies of Arab grammarians such as Sibawaih (d. 180/793), az-Zamakhshari (d. 538/1144), Ibn Yaish (d. 643/1245) and al-Astarabadhi (d. 688/1286). To begin the study a brief presentation of general structure of the linguistic tradition is offered. Then basic concepts and methodological solutions are presented and the research framework is developed (morphological and semantic description of verbal base, word derivation). Thereafter the morphological analysis of the linguistic tradition is presented in terms of word-form modelling and word base and grouping of the description classes (as classification). The modelling constituents are discussed in detail. This is followed by a consideration of the morphological units used and the functional-structural types of word base description. The methodological solutions necessary for a classification of stems are considered in terms of the inner logic of the system. These are presented as a dynamic-causal classification with an open-ended data source during the early period of the tradition, and as a derivative classification with closed sets of data at the later period, after the early 4th/10th century. The semantic analysis of the tradition is presented as an enumeration of semantic components, which are presented as a metalanguage of semantic description. Then the study forms the word stock of this metalanguage, followed by the discussion of the question whether these components are composite or minimal. A separate theme for discussion is semantic markers and the conceptions of semantic multiplicators. The lexical-semantic groups of verbs and the so-called word-formation meanings of the tradition are distinguished. A list of terminology, with brief explanations, used in the ALT is also briefly presented in a Glossary.

Weitere Angaben

Publikationsform: Dissertation
Keywords: Arabistik; Wissenschaftsgeschichtsschreibung; Morphologie <Linguistik>; Semantische Analyse; Metasprache; Arabische linguistische Tradition; Arabische Nationalgrammatik; Sibawaih; Arabic Studies; Historiography of Linguistics; Morphology <Linguistics>; Semantic Analysis; Metalanguage; Arabisch; Geschichte; Verbalstamm
Institutionen der Universität: Fakultäten
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Ehemalige Professoren > Professur Arabistik - Univ.-Prof. Dr. Jonathan Owens
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Professur Arabistik
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Ehemalige Professoren
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Juniorprofessur Arabistik > Juniorprofessur Arabistik - Juniorprof. Dr. Valentina Serreli
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Juniorprofessur Arabistik
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 400 Sprache
400 Sprache > 410 Linguistik
400 Sprache > 490 Andere Sprachen
Eingestellt am: 01 Mai 2015 10:58
Letzte Änderung: 10 Mai 2019 08:12
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/12221