Titelangaben
Thiele, Mark:
Correlated electron dynamics and memory in time-dependent density functional theory.
Bayreuth
,
2009
(
Dissertation,
2009
, Universität Bayreuth, Fakultät für Mathematik, Physik und Informatik)
Abstract
Korrelierte Elektronendynamik ist für nichtlineare und lineare Prozesse in Atomen und Molekülen von großer Bedeutung. Dies betrifft insbesondere die Wechselwirkung mit starken Feldern und die Photoabsorptionsspektren. Die theoretische Beschreibung der Korrelationen gestaltet sich jedoch im Allgemeinen schwierig. Außerdem erfordern Anwendungen im Bereich starker Felder einen nicht-perturbativen Zugang. Im Prinzip liefert die zeitabhängige Vielteilchen-Schrödingergleichung (TDSE) die exakte Lösung für beliebige Prozesse. Allerdings wird der numerische Rechenaufwand bereits für kleine Systeme in starken Feldern zu groß. Eine Alternative bietet hier die zeitabhängige Dichtefunktionaltheorie (TDDFT), die sowohl die Berücksichtigung von Korrelationseffekten als auch einen nichtperturbativen Zugang bei starken Feldern erlaubt. Bei der TDDFT handelt es sich um eine exakte Umformulierung der TDSE, bei der das Problem vieler wechselwirkender Elektronen auf das Kohn-Sham-System nicht-wechselwirkender Teilchen abgebildet wird, das die exakte Elektronendichte reproduziert. Da dieses Hilfssystem auf Einteilchengleichungen beruht, können numerische Berechnungen wesentlich effizienter durchgeführt werden als auf Basis der TDSE. Die gesamten nicht-klassischen Vielteilcheneffekte werden im Kohn-Sham-System über das Austausch-Korrelations-Potential berücksichtigt, das jedoch im Allgemeinen unbekannt ist und daher angenähert werden muss. Dieses Vorgehen stellt einen wohldefinierten Zugang zur Beschreibung des Vielteilchen-Problems dar. Ein wichtiger Aspekt dieser notwendigen Näherung betrifft die Berücksichtigung sogenannter Gedächtniseffekte im Austausch-Korrelations-Potential. Letzteres ist nämlich im Allgemeinen ein kompliziertes Funktional, das nichtlokal im Raum von der gesamten Vorgeschichte der Elektronendichte abhängt. Werden die Nichtlokalität in der Zeit und damit die Gedächtniseffekte vernachlässigt, spricht man von der adiabatischen Näherung. Diese wird in der Regel mit einer Näherung der räumlichen Nichtlokalität kombiniert. Durch diese Verknüpfung wird die Interpretation von TDDFT-Ergebnissen häufig erschwert. Insbesondere bei der Beschreibung starker äußerer Felder treten im Rahmen der TDDFT Probleme auf, deren Beziehung zu den Gedächtniseffekten bisher unklar ist. Aber auch im Falle der linearen Anregungsspektren spielen die Gedächtniseffekte eine wichtige Rolle. Ziel dieser Arbeit ist es daher, den Zusammenhang zwischen den Gedächtniseffekten und der korrelierten Elektronendynamik in starken und schwachen Feldern zu untersuchen. Zu diesem Zweck werden eindimensionale Zwei-Elektronen-Singulett-Systeme untersucht, da hier sowohl die Lösung der TDSE als exakte Referenz als auch die Berechnung der relevanten TDDFT-Größen möglich ist. Gleichzeitig schließen diese Systeme das eindimensionale Helium-Atom-Modell ein, das ein etabliertes System zur Untersuchung der charakteristischen Effekte korrelierter Elektronendynamik in äußeren Feldern darstellt. Bei diesen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass Gedächtniseffekte für Starkfeld-Prozesse nur eine untergeordnete Rolle spielen. Hier ist vielmehr die korrekte Näherung der räumlichen Nichtlokalität entscheidend. Bei den Photoabsorptionsspektren hingegen führt die Vernachlässigung der Gedächtniseffekte zu qualitativen und quantitativen Fehlern. Es zeigt sich, dass diese Probleme mit dem Auftreten von Doppelanregungen zusammenhängen. Um ein besseres Verständnis zu entwickeln, unter welchen Umständen Gedächtniseffekte wichtig werden, hat sich die sogenannte Quanten-Hydrodynamik als äußerst nützlich erwiesen. Hierbei handelt es sich um eine weitere Darstellungsmöglichkeit des quantenmechanischen Vielteilchen-Problems, die auf hydrodynamischen Größen wie Dichte und Geschwindigkeit basiert. Man findet, dass Gedächtniseffekte immer dann wichtig werden, wenn das Geschwindigkeitsfeld starke Gradienten ausbildet und Dissipationseffekte auftreten. Daraus ergeben sich interessante Schlussfolgerungen für die Interpretation der Elektronen als viskoelastische Flüssigkeit. Diese und weitere Ergebnisse sind in vier Publikationen enthalten, die sich am Ende dieser Arbeit finden.
Abstract in weiterer Sprache
Correlated electron dynamics play an important role for nonlinear and linear processes in atoms and molecules such as strong field and photoabsorption excitations. However, the theoretical description of correlation is generally difficult. Furthermore, strong field applications require a nonperturbative treatment. In principle the time-dependent many-electron Schrödinger equation (TDSE) provides the exact solution for any type of process, but the numerical workload becomes too big even for small systems in strong fields. Here time-dependent density functional theory (TDDFT) presents an alternative as it both accounts for correlation effects and allows for a nonperturbative approach of the strong field regime. TDDFT is an exact reformulation of the TDSE, where the problem of many interacting electrons is mapped onto the Kohn-Sham system of noninteracting particles which reproduces the exact electronic density. As this auxiliary system relies on single particle equations numerical calculations can be performed much more efficiently than in the TDSE case. In the Kohn-Sham system all non-classical many-body effects are incorporated in the exchange-correlation potential which is in general unknown and needs to be approximated. This approach constitutes a well-defined way to deal with the many-body problem. An important aspect of the necessary approximations regards the treatment of so-called memory effects in the exchange-correlation potential. The latter quantity is in general an unknown functional which depends nonlocally in space on the previous history of the electronic density. The neglect of the nonlocality in time and hence of memory effects constitutes the adiabatic approximation. In practice this approach is usually combined with an approximation of the spatial nonlocality. This combination complicates the interpretation of TDDFT results. Especially in the context of strong fields TDDFT is affected by problems whose relations to memory effects are not well understood up to know. But also in the case of linear excitation spectra memory effects play an important role. It is the goal of this thesis to investigate the connection between memory effects and correlated electron dynamics in strong and weak fields. To this end one-dimensional two-electron singlet systems are studied as in this case it is possible to compute both the solution of the TDSE as an exact benchmark and the relevant quantities of TDDFT. At the same time these systems include the one-dimensional helium atom model, which is an established system to investigate the crucial effects of correlated electron dynamics in external fields. The studies presented in this thesis show that memory effects are negligible for typical strong field processes. Here the approximation of the spatial nonlocality is of primary importance. For the photoabsorption spectra on the other hand the neglect of memory effects leads to qualitative and quantitative errors, which are shown to be connected to transitions of double excitation character. To develop a better understanding of the conditions under which memory effects become important quantum fluid dynamics has been found to be especially suitable. It represents a further exact reformulation of the quantum mechanic many-body problem which is based on hydrodynamic quantities such as density and velocity. Memory effects are shown to be important whenever the velocity field develops strong gradients and dissipative effects contribute. This has consequences for the interpretation of the electrons as a viscoelastic fluid. These and further results have been reported in four publications which are attached at the back of this thesis.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Dissertation |
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Keywords: | Dichtefunktionalformalismus; Starkes Feld; Ionisation; Atomphysik; Elektronenkorrelation; zeitabhängige Dichtefunktionaltheorie; Elektronendynamik; nicht-perturbativ; time-dependent density-functional theory; electron dynamics; non-perturbative |
Institutionen der Universität: | Fakultäten > Fakultät für Mathematik, Physik und Informatik > Physikalisches Institut Fakultäten Fakultäten > Fakultät für Mathematik, Physik und Informatik |
Titel an der UBT entstanden: | Ja |
Themengebiete aus DDC: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 530 Physik |
Eingestellt am: | 01 Mai 2015 10:59 |
Letzte Änderung: | 01 Mai 2015 10:59 |
URI: | https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/12422 |