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Governance von Integration : Ein wissenschaftliches Tool als Beitrag zur Grundlagenforschung am Beispiel der Stadt Weiden i.d.OPf.

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Liedl, Fabian:
Governance von Integration : Ein wissenschaftliches Tool als Beitrag zur Grundlagenforschung am Beispiel der Stadt Weiden i.d.OPf.
Bayreuth , 2021 . - IV, 300 p.
( Doctoral thesis, 2021 , Universität Bayreuth, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften)
DOI: https://doi.org/10.15495/EPub_UBT_00005361

Official URL: Volltext

Abstract in another language

Debatten und Grundsatzfragen in den Themenkomplexen Migration, Asyl und Integration durchlaufen in Abhängigkeit ihrer gesellschaftlichen und politischen Relevanz auch im wissenschaftlichen Diskurs permanent konjunkturelle Phasen. Untersuchungen in der deutschsprachigen Migrations-, Integrations- und Fluchtforschung orientieren sich vorwiegend an tagespolitischen Themen. Die Vielzahl an durchgeführten Fallstudien hat schließlich dazu geführt, dass so generierte Erkenntnisse meist kontextlos veröffentlicht werden und kaum einen ersichtlichen Mehrwert für die Grundlagenforschung generieren. Die vielfältigen Möglichkeiten und Lösungsansätze im kommunalen Integrationsmanagement abseits der kaum mehr überschaubaren Fallstudienzahlen und Best Practice Beispiele sind bislang nur unzureichend systematisch aufgearbeitet worden. Eine umfassende Betrachtung von Steuerungsstrukturen in der lokalen Integrationspraxis unter Einbezug hierfür maßgeblich relevanter Akteurskonstellationen ist weitgehend ausgeblieben. Aus den bisherigen Publikationen lassen sich zwar zahlreiche, als integrationsförderlich deklarierte Ansätze ableiten, unter Einbezug des lokalen Kontextes sowie den Wechselwirkungen im politisch-administrativen Mehr-Ebenen-System bedarf es allerdings einer umfassenderen Analyse um darzulegen, inwiefern sich kommunale Gestaltungsmöglichkeiten auf Integrationsprozesse im Zeitverlauf überhaupt herausentwickeln können. Diese Komplexität kann nicht durch einzelne, hochspezifische Untersuchungen erklärt werden. Kommunale Prozesse müssen vielmehr innerhalb eines dynamischen politischen, administrativen, rechtlichen und gesellschaftlichen Rahmens sowie unter Einbezug ökonomischer, sozialer als auch migrationshistorischer Aspekte kontextualisiert werden.
In dieser Dissertation werden komplexe Zusammenhänge und Wandlungsdynamiken von Steuerung und Governance von Integration in Deutschland historisch rekonstruiert. Dabei werden bestehende Forschungsdesiderata berücksichtigt. Dies betrifft unter anderem das aktuell defizitäre Verständnis im Hinblick auf Wechselwirkungen und Interaktionen zwischen verschiedenen politischen Ebenen sowie auf hieraus folgende mögliche Auswirkungen. Überdies werden die in der Literatur vielfach kritisierte normative Prägung der Integrationsforschung und die oftmals implizierte Annahme, dass Zuwanderer sich den Werten und Regeln der Aufnahmegesellschaft zu unterwerfen hätten, mit Hilfe des heuristischen Governance-Ansatzes umgangen.
Die übergeordnete Fragestellung lautet:
Inwieweit haben sich Steuerung und Governance von Integration seit Ende des Zweiten Welt-kriegs verändert?
Um diese Frage zu beantworten, die aufgeführten wissenschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, Forschungsdesiderata zu realisieren und die deutschsprachige Grundlagenforschung im Bereich Integration langfristig weiterzuentwickeln, bedarf es der Gewährleistung einer einfachen, verständlichen, strukturierten, übertragbaren und intuitiv anwendbaren Systematisierung von Wissen. Diese Anforderungen führen zunächst zur bildhaften Vorstellung einer Blaupause bzw. eines Baukastens, die bzw. der für verschiedenste Untersuchungen zu Hilfe genommen werden kann und gleichzeitig auf einer fundierten theoretisch-konzeptionellen Basis aufbaut: ein wissenschaftliches Tool. In dieser Dissertation wird jedoch nicht die Entwicklung eines konkreten Werkzeugs oder eines Computer-Programms angestrebt, in welchem umfangreiches, vielfältiges Datenmaterial eingegeben wird, um hieraus vollautomatisch eine Reihe an Beiträgen oder Vorschlägen zur Kontextualisierung oder zur Einbettung von Er-kenntnissen in aktuelle Debatten zur Grundlagenforschung zu generieren. Ziel ist vielmehr die Erarbeitung eines Instruments, mit welchem beispielsweise Fallstudien in spezifischen Zeitabschnitten kontextualisiert und Forschungsergebnisse gezielt mit denen anderer wissenschaftlicher Untersuchungen verglichen werden können. Dies bietet Potenziale, um möglicherweise bisher unerkannte Zusammenhänge und Wechselwirkungen im Rahmen des kommunalen Integrationsmanagements zu verstehen – was mit den üblichen Best-Practice Beispielen kaum realisierbar scheint.
Das hierzu notwendige Tool könnte auf lange Sicht einen bedeutenden Beitrag zur deutschsprachigen Grundlagenforschung leisten. Es ist zunächst als Konzept zur Systematisierung von Wissen zu begreifen, das in dieser Dissertation erstmals anhand des konkreten Fallbeispiels der Stadt Weiden i.d.OPf. Anwendung findet. Diese erste Anwendung zielt wiederum darauf ab, den Zweck und die Funktionsweise des Tools zu reflektieren und gegebenenfalls erste Verbesserungs- und Weiterentwicklungspotenziale abzuleiten.
Mit Hilfe des Governance-Ansatzes wird der Fokus in dieser Dissertation weg von thematisch und zeitlich isolierten Teilbereichen, wie der Situation von Migranten und ethnischen Minderheiten auf dem Arbeitsmarkt, auf eine umfassendere, komplexere Perspektive des Integrationsgeschehens innerhalb eines Mehr-Ebenen-Systems gelenkt. Es werden politische, administrative, rechtliche, aber auch gesellschaftliche Rahmenfaktoren und Wandlungsprozesse auf supranationaler, nationaler und kommunaler Ebene im Zeitraum von 1945 bis 2017 identifiziert und deren Auswirkungen auf die lokale Integrationsarbeit analysiert, interpretiert und abschließend abstrahiert. Diese Vorgehensweise ermöglicht zum einen die anfangs aufgeführte, als notwendig erachtete Kontextualisierung fallspezifischer Erkenntnisse, zum anderen eine kontinuierliche Systematisierung von Wissen durch die Anwendung des wissenschaftlichen Tools auf weitere Untersuchungsgebiete. Dadurch soll auf lange Sicht ein elementarer Beitrag zur Grundlagenforschung im Themenkomplex Integration geleistet werden.

Abstract in another language

Debates and fundamental questions in the fields of migration, asylum and integration go also in the scientific discourse through permanent phases depending on their social and political relevance. Investigations in german-speaking migration, integration and flight research are mainly based on current political issues. The large number of existing case studies has ultimately resulted in research outcomes being published without context. In consequence they are barely generating any apparent value for basic research. Apart from the existing huge amount of case studies and best practice examples the diverse possibilities and approaches in the municipal integration management have so far only been insufficiently systematically processed. A comprehensive examination of regulation structures in local integration practice, including the relevant actor constellations, has largely failed to materialize. Numerous approaches that have been declared as promoting integration can be derived from previous publications, taking into account the local context and the interactions in the political-administrative multi-level system. However, a more comprehensive analysis is required in order to demonstrate the extent to which municipal options affect integration processes in being able to develop. This complexity cannot be explained by highly specific studies. Rather, municipal processes have to be contextualized within a dynamic political, administrative, legal and social framework and also taking into account economic, social and migration-historical aspects.
In this thesis, complex relationships and dynamics in the regulation and governance of integration in Germany are historically reconstructed. Existing research desiderata are also taken into account. This concerns the current deficient understanding of interplays and interactions be-tween different political levels as well as the possible effects that may result from these. Furthermore, the normative character of integration research, which has often been criticized in the literature, and the often implied assumption that immigrants have to submit to the values and rules of the host society, are circumvented with the help of the heuristic governance approach. The overriding research question is:
To what extent have the regulation and governance of integration changed since the end of the Second World War?
In order to answer this question, to cope with the listed scientific challenges, to realize research desiderata and to further develop the german-speaking basic research in the field of integration in long term view, it is necessary to guarantee a simple, understandable, structured, transferable and intuitively applicable systematization of knowledge. These requirements first lead to the pictorial presentation of a blueprint or a construction kit, which can be used as an aid for a wide variety of investigations and at the same time builds on a theoretical-conceptual basis: a scien-tific tool. However, this thesis does not aim to develop a specific tool or a computer program in which huge amounts of unstructured raw data are entered in order to automatically generate a series of contributions or suggestions for contextualization or for the embedding of findings in current debates on basic research. Rather, the aim is to develop an instrument to contextualize case studies in specific time periods and to compare research results with those of other scientific studies. This offers potential for understanding previously unrecognized connections and interplays within the framework of municipal integration management – what seems hardly possible with the usual best practice examples.
The required tool could make a significant contribution to german-speaking basic research in the long term. First of all, it has to be understood as a concept for the systematisation of knowledge, which is first developed in this thesis using the concrete case study of the city of Weiden i.d. OPf.. This first application, in turn, aims to reflect the purpose and functionality of the tool and, if necessary, to derive initial potential for improvement and further development.
With the help of the governance approach, the focus in this thesis is shifted away from thematically and temporally isolated sub-areas, such as the situation of migrants and ethnic minorities in the labour market, to a more comprehensive, more complex perspective of the integration process within a multi-level system. Political factors, administrative factors, legal factors, but also societal framework factors and processes of change at the supranational, national and local level in the period from 1945 to 2017 are identified. Their effects on local integration work are analysed, interpreted and finally abstracted. This approach enables the contextualization of case-specific findings, which is considered necessary, and also a continuous systematization of knowledge through the use of the scientific tool for other research areas. This is intended to make an elementary contribution to basic research in the field of integration in the long run.

Further data

Item Type: Doctoral thesis
Keywords: Integration; Governance; Tool
Institutions of the University: Faculties > Faculty of Biology, Chemistry and Earth Sciences > Department of Earth Sciences > Professor Political Geography > Professor Political Geography - Univ.-Prof. Dr. Martin Doevenspeck
Faculties
Faculties > Faculty of Biology, Chemistry and Earth Sciences
Faculties > Faculty of Biology, Chemistry and Earth Sciences > Department of Earth Sciences
Faculties > Faculty of Biology, Chemistry and Earth Sciences > Department of Earth Sciences > Professor Political Geography
Result of work at the UBT: Yes
DDC Subjects: 300 Social sciences > 320 Political science
900 History and geography
Date Deposited: 10 Apr 2021 21:00
Last Modified: 12 Apr 2021 05:58
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/64676