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Science and Human Difference in Germany and India : The Production and Circulation of Anthropological Knowledge in Irawati Karve’s Work and Legacy

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Pinto Barbosa, Thiago:
Science and Human Difference in Germany and India : The Production and Circulation of Anthropological Knowledge in Irawati Karve’s Work and Legacy.
Bayreuth , 2024 . - X, 298 S.
( Dissertation, 2023 , Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät)
DOI: https://doi.org/10.15495/EPub_UBT_00007647

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Abstract

This thesis critically engages with the enduring legacy of racial anthropological knowledge in scientific entanglements between Germany and India, by examining the work and legacy of Irawati Karve (1905-1970), a pivotal figure in Indian anthropology who was trained in Germany. Drawing upon a historical analysis of Karve's scientific trajectory as well as an ethnographic analysis of current research practices, this study elucidates the intricate entanglements between science, society, and politics in the production and circulation of racialized knowledge. This research interrogates the racializing implications of Karve's physical and biological anthropology (from her training in Germany to her work and legacy in India) on the understanding of human diversity, particularly in relation to categories of difference such as "caste" and "tribe".

The thesis unfolds across seven chapters. Chapter 2 situates Karve's scientific journey, highlighting her training at the Kaiser Wilhelm Institute for Anthropology, Human Heredity, and Eugenics (KWI-A) in Berlin, and her subsequent contributions to the study of caste, ethnicity, and religion in India. By analyzing the adaptation and utilization of racial frameworks in Karve's research, the chapter underscores the malleability of racial approaches to human difference and their political implications.

Chapter 3 shifts focus to the present, examining how Karve is remembered within Indian anthropology today, particularly in contrast to anti-casteist figures such as Bhimrao Ramji Ambedkar. Through ethnographic analysis of anthropological spaces in Pune, the chapter elucidates the tensions surrounding Karve's legacy and its implications for contemporary anthropological approaches to caste. Chapter 4 investigates the presence of racial legacies in current training settings in anthropology, especially in biological and physical anthropology, in Pune universities. By analyzing the material and affective manifestations of racial theories in anthropometric instruments and training practices, the chapter highlights the enduring impacts of racialized knowledge in contemporary physical and biological anthropological approaches, including in the study of human growth and nutrition.

Chapter 5 delves into the field of ancestry research and population genetics in India, tracing the legacy of Karve's biohistorical theories of caste differentiation in relation to contemporary genetic research. The chapter interrogates the racializing effects of knowledge production in this field, particularly in light of the Aryan migration theory and its implications for understanding human diversity in India. Moving to Chapter 6, the thesis examines the production of knowledge on skin color variation in Maharashtra, revealing the global material inequalities and colonial legacies embedded in contemporary scientific research practices. Through ethnographic analysis of a molecular anthropology lab in Pune, the chapter unpacks the racial and colonial legacies inherent in the study of skin color variation, advocating for a decolonial approach to scientific sovereignty and knowledge production.

Finally, Chapter 7 provides concluding reflections on the entanglements traced throughout the thesis, advocating for a human diversity research practice that also takes into the account the realm of social inequalities and is guided by an ethical orientation towards justice and response-ability. By interrogating the past and present entanglements between science, society, and politics, the thesis offers insights into how anthropology can disentangle from its racial and colonial pasts and thus better engage with the complexities of human difference and inequality in contemporary contexts.

Abstract in weiterer Sprache

Die Dissertation setzt sich kritisch mit dem fortdauernden Erbe rassenanthropologischen Wissens in den wissenschaftlichen Verflechtungen zwischen Deutschland und Indien auseinander, indem sie die Arbeit und das Vermächtnis von Irawati Karve (1905-1970) untersucht, einer zentralen Figur der indischen Anthropologie, die in Deutschland ausgebildet wurde. Auf der Grundlage einer historischen Analyse von Karves wissenschaftlichem Weg sowie einer ethnografischen Analyse aktueller Forschungspraktiken erhellt diese Studie die vielfältigen Verflechtungen zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik bei der Produktion und Zirkulation von rassifiziertem Wissen. Diese Forschung hinterfragt die rassifizierenden Implikationen von Karves physischer und biologischer Anthropologie (von ihrer Ausbildung in Deutschland bis zu ihrer Arbeit und ihrem Vermächtnis in Indien) für das Verständnis menschlicher Vielfalt, insbesondere in Bezug auf Differenzkategorien wie "Kaste" und "tribe".

Die Arbeit ist in sieben Kapitel gegliedert. In Kapitel 2 wird Karves wissenschaftlicher Werdegang dargestellt, wobei ihre Ausbildung am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A) in Berlin und ihre anschließenden Beiträge zur Erforschung von Kaste, Ethnizität und Religion in Indien im Mittelpunkt stehen. Durch die Analyse der Anpassung und Verwendung von rassischen Ansätzen in Karves Forschung unterstreicht das Kapitel die Biegsamkeit von rassischen Ansätzen zur menschlichen Differenz und ihre politischen Implikationen.

Kapitel 3 verschiebt den Fokus auf die Gegenwart und untersucht, wie Karve heute in der indischen Anthropologie erinnert wird, insbesondere im Gegensatz zu antikasteistischen Figuren wie Bhimrao Ramji Ambedkar. Anhand einer ethnographischen Analyse anthropologischer Räume in Pune werden in diesem Kapitel die Spannungen im Zusammenhang mit Karves Erbe und seine Auswirkungen auf die zeitgenössischen anthropologischen Ansätze zum Thema Kaste beleuchtet. Kapitel 4 untersucht die Präsenz des rassischen Vermächtnisses in der gegenwärtigen Ausbildung in der Anthropologie, insbesondere in der biologischen und physischen Anthropologie, an den Universitäten von Pune. Durch die Analyse der materiellen und affektiven Manifestationen von Rassentheorien in anthropometrischen Instrumenten und Ausbildungspraktiken hebt das Kapitel die anhaltenden Auswirkungen von rassifiziertem Wissen in zeitgenössischen physischen und biologischen anthropologischen Ansätzen hervor, einschließlich in der Erforschung des menschlichen Wachstums und der Ernährung.

Kapitel 5 befasst sich mit dem Bereich der Abstammungsforschung und der Bevölkerungsgenetik in Indien und zeichnet das Erbe von Karves biohistorischen Theorien zur Kastendifferenzierung in Bezug auf die zeitgenössische Genforschung nach. Das Kapitel hinterfragt die rassifizierenden Auswirkungen der Wissensproduktion in diesem Bereich, insbesondere im Hinblick auf die Theorie der arischen Migration und ihre Auswirkungen auf das Verständnis der menschlichen Vielfalt in Indien. In Kapitel 6 wird die Produktion von Wissen über Hautfarbenvariationen in Maharashtra untersucht, wobei die globalen materiellen Ungleichheiten und kolonialen Hinterlassenschaften in der zeitgenössischen wissenschaftlichen Forschungspraxis offengelegt werden. Anhand einer ethnografischen Analyse eines molekularen Anthropologielabors in Pune werden die rassischen und kolonialen Hinterlassenschaften der Erforschung von Hautfarbenvariationen aufgezeigt und ein dekolonialer Ansatz in Bezug auf wissenschaftliche Souveränität und Wissensproduktion befürwortet.

Kapitel 7 schließlich enthält abschließende Überlegungen zu den in dieser Arbeit aufgezeigten Verflechtungen und plädiert für eine Forschungspraxis zur menschlichen Vielfalt, die auch den Bereich der sozialen Ungleichheiten berücksichtigt und von einer ethischen Orientierung an Gerechtigkeit und Verantwortlichkeit geleitet wird. Indem sie die vergangenen und gegenwärtigen Verflechtungen zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik hinterfragt, bietet die Arbeit Einblicke, wie sich die Anthropologie von ihrer rassischen und kolonialen Vergangenheit lösen und sich so besser mit den komplexen Gegebenheiten menschlicher Differenz und Ungleichheit in zeitgenössischen Kontexten auseinandersetzen kann.

Weitere Angaben

Publikationsform: Dissertation
Keywords: Rassifizierung; Anthropologie; Irawati Karve; Physische Anthropologie; Geschichte der Anthropologie; Bevölkerungsgenetik; wissenschaftlicher Rassismus; Wissenschaft und Politik; STS; indische Anthropologie; Indien; Kaste; Rasse; deutsche Anthropologie; Eugenik; rassische Anthropologie
Institutionen der Universität: Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Sozial- und Kulturanthropologie
Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Sozial- und Kulturanthropologie > Lehrstuhl Sozial- und Kulturanthropologie - Univ.-Prof. Dr. Katharina Schramm
Fakultäten
Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 300 Sozialwissenschaften
900 Geschichte und Geografie > 900 Geschichte
Eingestellt am: 20 Apr 2024 21:00
Letzte Änderung: 22 Apr 2024 06:11
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/89371