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Präferenzen der Bevölkerung bei der Organallokation : Ein Discrete Choice Experiment zur Analyse des Spannungsfeldes von Dringlichkeit und Erfolgsaussicht

Titelangaben

Dao Van, May ; Lauerer, Michael ; Nagel, Eckhard:
Präferenzen der Bevölkerung bei der Organallokation : Ein Discrete Choice Experiment zur Analyse des Spannungsfeldes von Dringlichkeit und Erfolgsaussicht.
In: Das Gesundheitswesen. Bd. 78 (2016) Heft 8/9 . - A140.
ISSN 1439-4421
DOI: https://doi.org/10.1055/s-0036-1586650

Abstract

Einleitung/Hintergrund: Jeden Tag sterben drei Menschen auf deutschen Wartelisten. Die Organknappheit macht die Allokation postmortal gespendeter Organe zu einer Abwägung mit (über-)lebensentscheidenden Folgen. Gemäß Transplantationsgesetz sind die Spenderorgane insbesondere nach Erfolgsaussicht und Dringlichkeit zu vergeben. Allerdings stehen die Ziele dieser Leitkriterien – der effiziente Einsatz verfügbarer „Ressourcen“ einerseits, und die Deckung des dringlichsten Bedarfs andererseits – im Konflikt, da die Erfolgsaussicht einer Transplantation mit steigender Dringlichkeit regelmäßig sinkt. Ziel der Fragestellung: Organmangel und -verteilung sind drängende gesellschaftliche Herausforderungen. Dennoch ist die Einstellung der Bevölkerung zu den gesetzlich vorgegebenen Leitkriterien bzw. deren Gewichtung ungenügend untersucht. Ziel dieser Pilotstudie ist es daher, die Präferenzen der Bevölkerung zur Organallokation im Spannungsfeld zwischen Dringlichkeit und Erfolgsaussicht zu erheben. Zudem ist das Untersuchungsdesign bzw. die auf diskreten Wahlentscheidungen basierende Methode für die Durchführung einer weiterführenden Studie zu testen. Studiendesign/Methoden: In einem Discrete Choice Experiment wurden die Präferenzen von 250 Teilnehmern erhoben. Die Choice-Sets zur Vergabe eines Spenderorgans beinhalten je zwei Patienten – beschrieben mit zwei dringlichkeits- und drei erfolgsbezogenen Attributen. Die Auswertung erfolgte mittels Counting Analysis und Hierarchical Bayes Schätzung, Subgruppenanalysen per Student's t-Tests. Ergebnisse: Alle Attribute beeinflussten die Auswahlentscheidungen der Teilnehmer signifikant (p ≤0,01), wobei Patienten mit höherer Dringlichkeit bzw. Erfolgsaussicht präferiert wurden. Insgesamt wurde der Dringlichkeit und der Erfolgsaussicht bei der Organvergabe eine ähnliche Bedeutung beigemessen (47% bzw. 53%). Die einzelnen Attribute wurden dabei wie folgt gewichtet: präoperative 3-Monats-Sterbewahrscheinlichkeit mit 35%, präoperative Lebensqualität mit 12%, postoperative 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit mit 31%, postoperative Lebensqualität und OP-Überlebenswahrscheinlichkeit mit je 11%. Subgruppenanalysen zeigten signifikante Unterschiede. Diskussion/Fazit: In der Pilotstudie konnten erste Ergebnisse zur Gewichtung der konfligierenden Leitkriterien Erfolgsaussicht und Dringlichkeit aus Bevölkerungsperspektive gewonnen werden (organunspezifisch). Derartige Erkenntnisse ermöglichen eine komparative Analyse von bestehenden Vergaberegeln und Präferenzen der Bevölkerung. Sie können Entscheidungsträger bei der Entwicklung organspezifischer Vergaberichtlinien, die dem Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung angenähert sind, unterstützen. Limitationen der Studie betreffen die Überrepräsentation von Frauen, jungen Erwachsenen, Hochschulabsolventen sowie die geringe Stichprobengröße. Schlussfolgerung und Praxisrelevanz: Die Konsultation der Bevölkerung kann das Vertrauen in die Transplantationsmedizin stärken, die Spendebereitschaft erhöhen, der Organknappheit und so der Tragik des Verteilungskonflikts entgegenwirken. Eine Weiterführung der Studie ist daher indiziert.

Weitere Angaben

Publikationsform: Artikel in einer Zeitschrift
Begutachteter Beitrag: Ja
Institutionen der Universität: Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften - Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Eckhard Nagel
Fakultäten
Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit
Eingestellt am: 04 Mai 2020 10:11
Letzte Änderung: 08 Aug 2023 07:06
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/54338