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"How are you doing?" - "Great!" : Negotiating mundane, medical and moral dimensions of patients' wellbeing in opening sequences of German and Nigerian HIV consultations

Titelangaben

Boluwaduro, Eniola ; Groß, Alexandra:
"How are you doing?" - "Great!" : Negotiating mundane, medical and moral dimensions of patients' wellbeing in opening sequences of German and Nigerian HIV consultations.
In: Groß, Alexandra ; Pech, Ramona ; Vlassenko, Ivan (Hrsg.): HIV/AIDS : Interdisziplinäre Perspektiven. - Berlin : LIT , 2019 . - S. 43-76 . - (Medizin ; 22 )
ISBN 978-3-643-14210-8

Abstract

Eniola Boluwaduro & Alexandra Groß untersuchen ärztliche HIVSprechstunden mit HIV-positiven Patient/innen in Deutschland und Nigeria mit Methoden der linguistischen Gesprächsanalyse. Die Autorinnen fokussieren in ihrem Beitrag die ärztliche Eröffnungsfrage „Wie geht’s Ihnen“
bzw. ihr Pendant in Englisch „How are you (doing)?“ und Yoruba „Báwo lara (yín)“. „Wie geht’s“-Fragen („How are you doing questions“, abgekürzt: HAYQ) stellen sowohl in deutschen als auch in nigerianischen HIV-Sprechstunden die häufigste ärztliche Eröffnungsinitiative dar.
Vor dem Hintergrund, dass HAYQ in beiden kulturellen Kontexten formal mit alltagsinteraktionalen Praktiken des Begrüßens bzw. des Elizitierens eines ersten Themas identisch sind, fragt der Beitrag danach, welchen interaktionalen „Boden“ die Gesprächsteilnehmer/innen durch HAYQ betreten.
Es wird untersucht, wie sowohl die sequenzielle Einbettung von HAYQ in die Eröffnungsphase der Arzt/Patient-Gespräche als auch linguistische Gestaltungsvarianten die interaktionale Bedeutung von HAYQ als alltagsweltlicher
first topic elicitor oder anamnestische Frage prägen und auf welche Weise das erfragte Befinden der Patient/innen im Anschluss an Eröffnungssequenzen mit HAYQ relevant bleibt.
Eine vergleichende Analyse der nigerianischen und deutschen Gespräche zeigt, dass HAYQ in deutschen HIV-Sprechstunden vorwiegend als medizinische Frage behandelt werden. Weiterhin zeigen die Antworten der Patient/innen, dass sie sich an einer interaktiven Präferenz für Wohlbefindensbekundungen orientieren; sie kontextualisieren auf diese Weise die ärztliche Erwartung, dass es ihnen gut geht. Das Bekunden eines positiven Befindens kann hier aber auch – vergleichbar mit nichtinstitutionellen Gesprächen – Ausgangspunkt für informelle Gesprächssequenzen über (biographische) Aspekte von Wohlbefinden sein. Wohlbefindensbekundungen auf HAYQ in den nigerianischen Sprechstunden werden dagegen entweder als irrelevant oder inadäquat für die medizinische Agenda behandelt. Groß & Boluwaduro diskutieren die Ergebnisse mit Hinblick darauf, dass die untersuchten Eröffnungsphasen der Gespräche einen ersten Anhaltspunkt dafür liefern, dass die in beiden Ländern ähnlich routinemäßig stattfindenden HIV-Sprechstunden doch mit unterschiedlichen Erwartungen an
das patientenseitige Wohlbefinden und somit mit divergierenden Konzeptionalisierungen der Gespräche – als well visit vs. als problem purpose encounter – einhergehen. Das Bekunden eines guten Befindens durch Patient/innen weist somit auch immer eine moralische Dimension auf.

Abstract in weiterer Sprache

The paper will show that there are different conversational means applied by the interlocutors doctor and patient in order to topicalize aspects of the patients’ wellbeing by and following “How are you (doing) questions” in the local unfolding of the opening sequences of HIV consultations. These means include the sequential embeddings of the question, their linguistic formats, patients’ responses and doctors’ uptakes in the subsequent talk. While the uttering of medical complaints clearly sets the focus to relevant medical aspects of the patients’ wellbeing, positive assessments like “fine” need to be disambiguated in terms of their medical relevance. As the contribution will show, “fine” responses might be interpreted by doctors as following the medical agenda or as being oriented to as a ritual response. While in German encounters “being fine” is taken as being in line with HIV treatment goals and expectations, patients’ “fine” responses to HAYQs in Nigerian consultations are treated as irrelevant or inadequate regarding the medical agenda. In view of our finding that patients’ positive wellbeing might be seen as a moral issue, we will discuss how talking about the patient’s well-being in HIV consultations might disclose different interactional norms and medical expectations in the two
cultural contexts.

Weitere Angaben

Publikationsform: Aufsatz in einem Buch
Begutachteter Beitrag: Nein
Keywords: HIV; Conversation Analysis; Opening questions; doctor-patient-interaction
Institutionen der Universität: Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Germanistische Linguistik > Lehrstuhl Germanistische Linguistik - Univ.-Prof. Dr. Karin Birkner
Fakultäten
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät
Fakultäten > Sprach- und Literaturwissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Germanistische Linguistik
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 300 Sozialwissenschaften > 300 Sozialwissenschaften, Soziologie
400 Sprache > 400 Sprachwissenschaft
400 Sprache > 410 Linguistik
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit
Eingestellt am: 17 Apr 2020 06:15
Letzte Änderung: 29 Mai 2020 08:36
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/54952