Titelangaben
Burschka, Janina M.:
The value of Tai Chi to enhance physical and psychosocial health for people with multiple sclerosis.
Bayreuth
,
2015
. - X, 103 S.
(
Dissertation,
2015
, Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät)
Abstract
Background:
The contribution of exercise to physical and psychosocial health is beyond dispute. Especially
individuals with chronic diseases, such as multiple sclerosis (MS), have much to gain
from being physically active. MS predominantly occurs during young adulthood. Dependent
on disease activity, it leads to a gradual decline of mobility, social participation, and quality
of life. A long-term perspective is essential for effective MS management.
Research interest:
Pharmacological treatment primarily relies on early intervention to counter disease activity.
To detect functional impairment as early as possible, the development of assessment tools is
necessary. Further strategies to impede or even restore functional damage are scarce. Only
recently, exercise has been recognised as an essential part of MS management. Despite
substantial evidence in support of physical activity, specific recommendations on choice and
dose of available exercise programs are lacking. There are strong arguments in favour of Tai
Chi, a Chinese martial art, to meet the specific needs of this target population. Particularly
the principle of mindfulness, which is entangled with the concept of Tai Chi, could be a
valuable asset in coping with MS.
Strategies:
We evaluated dynamic characteristics of walking behaviour, comparing 37 persons with MS
to 25 healthy controls. To describe the change of speed in walking behaviour, we analysed
its approximation to three different velocity profiles in two time-framed walking tests. In
sum, the observed differences varied depending on test duration (6 versus 12 minutes), disease
severity (mild versus moderate disability level) and observed parameter (mean walking
speed versus temporal change of walking speed). Our findings indicate an early influence
of MS on walking behaviour. We present the linear decline of walking speed as a new, clinically
relevant feature of walking ability in persons with MS. The decline in walking speed
is particularly suitable to assess walking behaviour with regard to fatigue, because it better
reflects the individual’s subjective constraints than the commonly assessed parameter mean
walking speed.
We analysed both the concept of Tai Chi and research on Tai Chi with special regard to
methodology. The concept of Tai Chi is highly pluralistic. Scientific research on Tai Chi is
just as manifold. Such divergent investigation makes it difficult to collect convergent evidence.
The complexity within this field should receive more attention. Tai Chi is a complex
intervention that requires an elaborate and well-designed scientific approach. A first step
into this direction is to improve the quality of reporting and standardisation. In addition, the
inclusion of high quality qualitative research should be pushed forward.
We devised a standardised Tai Chi program and analysed its therapeutic value for persons
with MS.We evaluated the program within a 6-month intervention, comparing a Tai Chi group
(n = 15) to a group that received treatment as usual (n = 17). We found a consistent pattern
of beneficial effects on the following parameters: balance, coordination, fatigue, depression,
and life satisfaction.
Conclusion:
Dynamic characteristics of walking behaviour could support improved monitoring of mobility
in MS. Tai Chi is a promising opportunity for persons with MS to engage in long-term physical
activity and foster both physical and psychosocial resources.
Abstract in weiterer Sprache
Hintergrund:
Die Bedeutung körperlicher Aktivität für die physische und psychosoziale Gesundheit steht
außer Frage. Insbesondere die Betroffenen chronischer Erkrankungen wie Multipler Sklerose
(MS) können von körperlicher Aktivität profitieren. MS tritt vor allem im jungen Erwachsenenalter
auf und führt – abhängig von der Kranheitsaktivität – zu einer allmählich fortscheitenden
Einschränkung von Mobilität, sozialer Teilhabe und Lebensqualität. Eine langfristig
vorausschauende Perspektive ist unerlässlich, um eine effektive Behandlung zu gewährleisten.
Forschungsinteresse:
Der Erfolg einer medikamentösen Behandlung hängt vor allem davon ab, wie schnell auf
einen Krankheitsschub reagiert werden kann. Um funktionelle Beeinträchtigungen frühzeitig
zu erfassen, ist es notwendig, geeignete Messverfahren zu entwickeln. Neben einer medikamentösen
Therapie gibt es aktuell keine wirksamen Strategien, um das Fortscheiten der
Erkrankung aufzuhalten oder sogar rückgängig zu machen. Erst vor kurzer Zeit wurde körperliche
Aktivität als ein essentielles Element in der Behandlung von MS erkannt. Während
die aktuelle Studienlage den Wert körperlicher Aktivität für MS Betroffene eindeutig hervorhebt,
fehlt es an genauen Empfehlungen zur Auswahl und Anwendung verfügbarer Bewegungsprogramme
und Sportarten. Es gibt klare Argumente dafür, dass Tai Chi, eine chinesische
Kampfkunst, sich sehr gut für die speziellen Bedürfnisse dieser Zielgruppe eignet.
Vor allem das Prinzip der Achtsamkeit, das mit Tai Chi untrennbar verbunden ist, könnte für
die Therapie von MS bedeutsam sein und sich als besonders hilfreich erweisen.
Strategien:
Wir untersuchten dynamische Kenngrößen im Gehverhalten 37 MS Betroffenener und 25
gesunder Kontrollpersonen. Um die Geschwindigkeitsveränderung im Gehverhalten zu beschreiben,
untersuchten wir deren Annäherung an drei verschiedene Geschwindigkeitsprofile
während zweier Gehtests mit Zeitlimitierung. Die Ausprägung der Gruppenunterschiede
variierte in Abhängigkeit der Testdauer (6 Minuten gegenüber 12 Minuten), des
Behinderungsgrades (geringfügig gegenüber moderat) und der beobachteten Kenngrößen
(mittlere Gehgeschwindigkeit gegenüber Verlangsamung der Gehgeschwindigkeit). An unseren
Ergebnissen lässt sich ablesen, dass sich MS frühzeitig auf die Gehfähigkeit der
Betroffenen auswirkt. Wir schlagen den linearen Abfall der Gehgeschwindigkeit als einen
neuen, klinisch relevanten Parameter vor, um die Gehfähigkeit MS Betroffener zu erfassen.
Der lineare Trend eignet sich insbesondere, um das Gehverhalten im Hinblick auf Fatigue zu
untersuchen, da dieser Parameter das subjektive Empfinden MS Betroffener besser widerspiegelt
als die üblicherweise gemessene mittlere Gehgeschwindigkeit.
Wir analysierten das Konzept, das sich hinter dem Namen Tai Chi verbirgt, sowie die Art und
Weise, wie Tai Chi bisher wissenschaftlich untersucht wurde. Dabei fand die Forschungsmethodik
eine besondere Berücksichtigung. Das Konzept Tai Chi ist überaus vielfältig. Analog
dazu hat sich die Forschung über Tai Chi in viele verschiedene Richtungen verzweigt.
Eine solch divergente Herangehensweise erschwert die Zusammenführung und Interpretation
der gewonnenen Ergebnisse. Es ist notwendig, der Komplexität in diesem Gebiet
mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Tai Chi als Intervention ist sehr komplex. Dies erfordert
eine ausgeklügelte und durchdachte wissenschaftliche Strategie. Der erste Schritt in diese
Richtung ist eine bessere Berichterstattung und Standardisierung. Zusätzlich sollten gezielt
qualitative Forschungsmethoden stärker mit einbezogen werden.
Wir entwickelten ein standardisiertes Tai Chi Programm und untersuchten dessen therapeutischen
Wert für MS Betroffene. Dazu evaluierten wir das Programm im Rahmen einer
6-monatigen Intervention und verglichen die Tai Chi Gruppe (n = 15) mit einer Kontrollgruppe
(n = 17), die ihre übliche Behandlung beibehielt. Unsere Analyse ergab ein einheitliches
Muster positiver Effekte in den folgenen Variablen: Gleichgewicht, Koordination, Fatigue,
Depression und Lebenszufriedenheit.
Schlussfolgerung:
Die Untersuchung der Gehfähigkeit von MS Betroffenen sollte dynamische Kenngrößen des
Gehverhaltens berücksichtigen. Tai Chi ist eine vielversprechende Möglichkeit für MS Betroffene,
sich langfristig körperlich zu betätigen und ihre physischen und psychosozialen
Ressourcen zu stärken.