Literatur vom gleichen Autor/der gleichen Autor*in
plus bei Google Scholar

Bibliografische Daten exportieren
 

Megalithische Kulturen in Südostasien : Ein Vergleich von Großsteinverwendungen bei sechs Ethnien: Khasi – Naga – Yao – Ifugao – Kodi – Kelabit

Titelangaben

Hübschmann, Ekkehard:
Megalithische Kulturen in Südostasien : Ein Vergleich von Großsteinverwendungen bei sechs Ethnien: Khasi – Naga – Yao – Ifugao – Kodi – Kelabit.
Bayreuth , 2022 . - 172 S.
(Magisterarbeit, 1989 , Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät)
DOI: https://doi.org/10.15495/EPub_UBT_00006477

Volltext

Link zum Volltext (externe URL): Volltext

Abstract

Zur Klärung der Frage “Was kann nach heutiger Kenntnis in Südostasien als Megalithismus gelten?” werden sechs repräsentative Ethnien verglichen, die in rezenter Zeit oder noch immer Megalithen errichten: die Khasi von Meghalaya in Nordost-Indien, die bekanntesten Naga-Stämme im äussersten Nordosten Indiens, die Langhaarigen Yao im autonomen Gebiet Guangxi (Kwangsi) im Süden der VR China, die Ifugao auf der philippinischen Insel Luzon, die Kodi von West-Sumba, Indonesien und die Kelabit vom zentralen Hochland Borneos, im Grenzgebiet von Sarawak und Sabah in Malaysien sowie von Kalimantan in Indonesien. Mehrere Tonnen schwere Steine werden senkrecht errichtet oder auf andern Steinen liegend verwendet, wofür Forscher die europäischen Begriffe Menhire und Dolmen übertrugen.
Bei den behandelten Ethnien können Megalithen zu folgenden Anlässen errichtet werden: a) bei Sepulkralzeremonien im Rahmen der Sekundärbestattung; b) zur Ehrung der Toten, Jahre nach ihrer endgültigen Beisetzung; c) bei Prestigefesten, bei dem der Festgeber sich selbst zum Gedenken Steine oder bereits zu Lebzeiten sein Grab errichten lässt; d) bei manchen Naga im Rahmen des Kopfjagdwesens.
Somit können die Megalithismen in einen Sepulkral-/Totenehrungskomplex, einen Prestigekomplex und in einen Kopfjagdkomplex eingeordnet werden. Die beiden ersten überlappen sich von Ethnie zu Ethnie in unterschiedlichem Maße oder können gar zu einem Komplex zusammenschmelzen. Das einander Überschneiden und Durchkreuzen der Elemente erlaubt, von Familienähnlichkeit zu sprechen. Zu diesen Elementen gehören primär: a) Megalithen werden grundsätzlich bei Festen bzw. Feiern errichtet; b) Teil dieser Feste ist die rituelle Tötung von Rindern (gewöhnliches, Stirnrind oder Büffel) oder/und von Schweinen (teilweise massenhaft); c) die Anwesenheit einer großen Menschenmenge, die die Festausrichtung einzelner bezeugen sollen; d) die Anwesenheit vieler Männer, die beim Transport und Errichten der Megalithen helfen; e) die üppige Bewirtung der Gäste mit Reis und Fleisch, sowie mit Reiswein und/oder Reisschnaps.
Ein typologischer Vergleich der südostasiatischen mit den europäischen Megalithen ergab, daß viele Kriterien, die in Europa einen Megalithen definieren, für Südostasien nicht aufrecht erhalten werden können. Diksutiert werden die verschiedenen Möglichkeiten der Herkunft des Megalithismus in Südostasien.
In diesem Erdteil gehen die Ritualkomplexe häufig über das Megalithische weit hinaus. Insbesondere die Kelabit errichten Denkmäle, die aus einer großen Menge von kleineren Steinen errichtet werden. Harrisson und O’Connor sprechen deshalb von der Mikromegalithik. Darüberhinaus gehören für die Kelabit zu den Denkmälern des megalithischen Ritualkomplex bis zu mannshohe Gräben in den Bergen oder Schneisen durch den Wald; aber auch funktionale Anlagen wie große Bewässerungsgräben in den Reisfeldern oder Steindämme zum Aufstauen eines Flusses für den Fischfang. Alle dienen als Ahnendenkmal und Prestigebezeuger für einen Aristokraten. Ihnen allen gemeinsam sind die Kollektivarbeit, die Rituale und das Fest.
Wo Megalithitische Traditionen noch heute lebendig sind, sind die grossen Steinzugfeste durch den Transport mit LKW bedroht, die Megalithen durch bemalte Denkmäler aus Beton.

Abstract in weiterer Sprache

To clarify the question ”What can be considered megalithism in Southeast Asia according to current knowledge?” six representative ethnic groups are compared who erected megaliths in recent times or still do so: The Khasi of Meghalaya in northeast India, the best known Naga tribes in the extreme northeast of India, the Long-Haired Yao in the autonomous region of Guangxi (Kwangsi) in the south of the PR China, the Ifugao on the Philippine island of Luzon, the Kodi of West Sumba, Indonesia and the Kelabit of the central highlands of Borneo, in the border area of Sarawak and Sabah in Malaysia and of Kalimantan in Indonesia. Stones weighing several tons are erected vertically or used lying on other stones, for which researchers transferred the European terms menhirs and dolmens.
Among the ethnic groups discussed, megaliths may be erected on the following occasions: a) at sepulchral ceremonies as part of secondary burials; b) to honour the dead, years after their final burial; c) at prestigious festivals, the Feasts of Merit, where the feast-giver erects stones to commemorate himself or has his tomb erected while he is still alive; d) among some Naga as part of the headhunting system.
Thus, the megalithisms can be classified into a sepulchral/dead honour complex, a prestige complex and a headhunting complex. The first two overlap to varying degrees from ethnic group to ethnic group or may even merge into one complex. The overlapping and crossing of the elements allows us to speak of family resemblance. These elements primarily include: a) megaliths are always erected during feasts or celebrations; b) part of these feasts is the ritual killing of cattle (common, bull or buffalo) or/and of pigs (sometimes en masse); c) the presence of a large crowd of people who are supposed to witness the feasting of individuals; d) the presence of many men who help to transport and erect the megaliths; e) the sumptuous feeding of guests with rice and meat, as well as with rice wine and/or rice liquor.
A typological comparison of Southeast Asian megaliths with European megaliths revealed that many criteria that define a megalith in Europe cannot be upheld for Southeast Asia. The various possibilities of the origin of megalithism in Southeast Asia are discussed.
In Asia ritual complexes often go far beyond the megalithic, i.e. the use of large stones. The Kelabites in particular erect monuments made of a large quantity of smaller stones. Harrisson and O'Connor therefore speak of micromegalithic. Furthermore, for the Kelabit, the monuments of the megalithic ritual complex include ditches up to the height of a man in the mountains or aisles through the forest; but also functional installations such as large irrigation ditches in the rice fields or stone dams to dam up a river for fishing. All serve as ancestral monuments and prestige testimony for an aristocrat. What they all have in common is the collective work, the rituals and the feast.
Where megalithic traditions are still alive today, the large stone dragging feasts are threatened by transports on lorries, the megaliths by monuments made of concrete painted with acrylics.

Weitere Angaben

Publikationsform: Master-, Magister-, Diplom- oder Zulassungsarbeit (Magisterarbeit)
Zusätzliche Informationen: Zitiert von Wolfgang Marschall, Megaliths in Insular South East Asia as “materia prima” – early and ongoing research. Anthropos 2022 Heft 2
Zugl.: Universität Bayreuth, Kulturwissenschaftliche Fakultät; Magisterarbeit, 1989 u.d.T.: Was kann nach heutiger Kenntnis in Südostasien als Megalithismus gelten? Ein Vergleich repräsentativer Ethnien
Keywords: Südostasien; Megalithkultur; Ethnologie; Khasi; Naga; Yao; Ifugao; Kodi; Kelabit
Institutionen der Universität: Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät > Ehemalige Professoren > Lehrstuhl Ethnologie - Prof. em. Dr. Gerd Spittler
Fakultäten
Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät
Fakultäten > Kulturwissenschaftliche Fakultät > Ehemalige Professoren
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 300 Sozialwissenschaften
Eingestellt am: 16 Jul 2022 21:00
Letzte Änderung: 16 Jul 2022 21:00
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/70602