Ernährungsverhalten in ländlichen Gemeinden : Ein systematisches Literaturreview aus ernährungssoziologischer Perspektive

Titelangaben

Wiegel, Silvia ; Bartelmeß, Tina:
Ernährungsverhalten in ländlichen Gemeinden : Ein systematisches Literaturreview aus ernährungssoziologischer Perspektive.
2023
Veranstaltung: 60. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. , 15.-17. März 2023 , Bonn.
(Veranstaltungsbeitrag: Kongress/Konferenz/Symposium/Tagung , Poster )

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Abstract

HINTERGRUND: In der deutschsprachigen Ernährungsforschung wird dem Ernährungsverhalten von Einwohner*innen ländlicher Gemeinden bislang kaum Beachtung zuteil. Forschungskonzepte und -ergebnisse aus Studien in anderen Ländern des Globalen Nordens können hierzu wichtige Ansatzpunkte liefern, um den zunehmenden Ungleichheiten zwischen urbaner und peripherer Bevölkerung etwa bzgl. Übergewicht Rechnung zu tragen. Daher ist es im Rahmen dieses Forschungsprojektes ein Anliegen, die Charakterisierungen und Erklärungen von Ernährungsverhalten aus den bisherigen Studien zu erschließen.
METHODEN: Nach einer systematischen Literaturrecherche in wissenschaftlichen Zeitschriften-Datenbanken (2018 – 2022) wurden 45 Studien als relevant eingestuft. Die Analyse folgte ernährungssoziologischen Fragen: Wer sind die Esser*innen? Was gilt als Essbares? Wie wird Essbares hergestellt, verarbeitet und zubereitet? Wie wird Essbares ver- oder geteilt? Wie wird Essbares gegessen oder entsorgt?
ERGEBNISSE: Die Studien untersuchen Landbewohner*innen häufig vergleichend mit Stadtbewohner*innen (13 von 45 Studien). Weniger als die Hälfte der Studien wenden dazu ein differenzierendes Konzept von „Land“ oder „Stadt und Land“ an. Hinsichtlich der Sozialdemografie wird v. a. nach Altersgruppen unterteilt. Die Analyse ergab, dass sich Landbewohner*innen u. a. durch ihre Orientierung an traditioneller (Selbst-)Versorgung und Zubereitung kennzeichnen. Erstere ist auch eine Reaktion auf eine sog. „Versorgungswüste“. Zudem verzehren Landbewohner*innen weniger Gemüse und Obst als Stadtbewohner*innen. Die Studien sind teils auch widersprüchlich, da ein traditioneller Lebensstil zugleich mit höherem Gemüseverzehr verbunden ist.
SCHLUSSFOLGERUNG: Zukünftige Foschung sollte Stadt-Land-Unterschiede berücksichtigen und dabei den Fokus auf weitere Erklärungen ländlichen, v. a. nachhaltigen Ernährungsverhaltens legen.