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Erfüllen Ernährungsinterventionen für Kinder und Jugendliche in Deutschland Qualitätskriterien für Projektdesign und Evaluation? Ergebnisse einer Befragung von Institutionen auf Landes- und regionaler Ebene

Titelangaben

Eichhorn, Christine ; Loss, Julika ; Nagel, Eckhard:
Erfüllen Ernährungsinterventionen für Kinder und Jugendliche in Deutschland Qualitätskriterien für Projektdesign und Evaluation? Ergebnisse einer Befragung von Institutionen auf Landes- und regionaler Ebene.
In: Das Gesundheitswesen. Bd. 69 (2007) Heft 11 . - S. 612-620.
ISSN 1439-4421
DOI: https://doi.org/10.1055/s-2007-992779

Abstract

Ziel der Studie: In der internationalen Literatur sind umfassende Ernährungsinterventionen für Kinder und Jugendliche sowie Empfehlungen für das Projektdesign beschrieben. Für Deutschland liegen hingegen nur wenige diesbezügliche Studien vor; insbesondere Daten zu Umsetzung, Akzeptanz und Auswirkungen von Ernährungsinterventionen fehlen. Ziel der Studie war darum die Erfassung von Ernährungsinterventionen auf Landes- und regionaler Ebene in Deutschland sowie die Bewertung von Projektdesign und Evaluationsqualität. Anhand dessen sollen Aussagen zu Umsetzung, Akzeptanz und Effektivität getroffen werden.

Methodik: Anhand internationaler Literatur und übergreifenden Ansätzen zur Qualitätssicherung wurden zunächst Qualitätsindikatoren für Projektdesign sowie für Prozess- und Ergebnisevaluation entwickelt. Es wurden dann die zuständigen Landesministerien, -gesundheitsämter, Landesvereinigungen für Gesundheit und die Gesunden Städte (gesamt n=105) mittels standardisiertem Fragebogen zu angebotenen Ernährungsinterventionen für Kinder und Jugendliche sowie deren Evaluation befragt. Die Maßnahmen wurden anhand der aufgestellten Qualitätskriterien bewertet.

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 70,5%. 42 primärpräventive Ernährungsprojekte wurden erfasst. Die Qualitätskriterien für das Projektdesign wurden nur teilweise erfüllt. Positiv war u. a., dass 54,8% der Projekte verhaltens- und verhältnisorientierte Maßnahmen kombinierten, 90,5% in Kindergarten bzw. Grundschule begannen, 88,1% die Eltern einbezogen, 85,7% mit weiteren Institutionen kooperierten und 73,8% Ernährungsfachkräfte einbezogen. 77,8% der Projekte führten eine Prozessevaluation durch (n=28), die bei 60,7% eine gute Qualität hatte. Umsetzungsprobleme traten v. a. bei verhältnisorientierten Maßnahmen auf. Die Akzeptanz bei den Kindern und Jugendlichen war gut. Ergebnisevaluationen wurden von 61,1% der Projekte durchgeführt (n=22), davon war die Evaluationsqualität bei 27,2% (sehr) gut. Bei diesen Projekten konnten Ernährungswissen, Umweltbedingungen und Ernährungsverhalten bei jeweils 3 Projekten verbessert werden. Veränderungen medizinischer Parameter waren nicht nachweisbar.

Schlussfolgerungen: Ernährungsinterventionen für Kinder und Jugendliche sind in Deutschland verbreitet. Es werden aber von den in der Literatur beschriebenen Qualitätskriterien für das Projektdesign nur fünf Kriterien von über 75% der Projekte erfüllt. Valide Aussagen zu Umsetzung, Akzeptanz und Effektivität liegen aufgrund eingeschränkter Evaluationsqualität nur für wenige Projekte vor. Es müssen darum mehr Projekte wissenschaftlich evaluiert werden, um zukünftige Maßnahmen besser planen, implementieren und bewerten zu können.

Abstract in weiterer Sprache

Purpose: The international literature describes comprehensive nutrition interventions for children and adolescents, and gives recommendations for successful program planning. For Germany, only few studies on these issues are available, and there is a particular scarcity of data on implementation, acceptance and effectiveness of nutrition interventions. Thus the aim of this study was to record nutrition interventions at state and regional levels in Germany, and to assess their project design and evaluation quality. On the basis of these data, conclusions about implementation, acceptance and effectiveness of interventions are made.

Methods: Quality indicators for project design, process and outcome evaluation were developed according to international literature and related quality assurance models. State ministries, public health departments, non-governmental institutions for health at state level and “Healthy Cities” (n=105) were surveyed about their nutrition interventions for children and adolescents including evaluation with a standardised questionnaire.The interventions were assessed using the developed quality criteria.

Results: The response rate was 70.5%. 42 primary preventive nutrition interventions were recorded. The quality criteria for program planning were only partly fulfilled. Encouraging results were, among others, that 54.8% of the projects combined behaviourally focused and environment focused criterions, 90.5% started in kindergarten or primary school, 88.1% involved parents, 85.7% cooperated with other institutions and 73.8% integrated nutrition specialists. 77.8% of the projects conducted a process evaluation (n=28), 60.7% of those had a good evaluation quality. Changing the environmental context proved to be the greatest challenge. The projects were well accepted by the target group. An outcome evaluation was conducted by 61.1% of the projects (n=22), 27.2% of those evaluations had a (very) good quality. Among these projects, 3 could improve nutrition knowledge, 3 environmental context and 3 nutrition behaviour. Improvements of medical parameters have not been recorded.

Conclusion: In Germany, a high number of nutrition interventions for children and adolescents is being conducted. However, only five quality indicators were fulfilled by more than 75% of the projects. Because of inadequate evaluation quality, only little evidence for implementation, acceptance, and effectiveness could be found. More evaluation studies are needed to more successfully plan, implement and assess future interventions.

Weitere Angaben

Publikationsform: Artikel in einer Zeitschrift
Begutachteter Beitrag: Ja
Keywords: Ernährungsintervention; Projektdesign; Evaluation; Qualitätskriterien; Kinder und Jugendliche
Institutionen der Universität: Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften - Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Eckhard Nagel
Fakultäten
Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit
Eingestellt am: 15 Mai 2020 07:30
Letzte Änderung: 08 Aug 2023 06:54
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/54519