Titelangaben
Maurer, Michaela:
Unterricht in nachhaltiger Entwicklung : Vorstellungen und Wirkungsmessungen.
Bayreuth
,
2020
. - IV, 111 S.
(
Dissertation,
2020
, Universität Bayreuth, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften)
DOI: https://doi.org/10.15495/EPub_UBT_00004972
Angaben zu Projekten
Projektfinanzierung: |
Andere Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde im Rahmen der gemeinsamen „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ von Bund und Ländern mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01JA1901 und 01JA1601 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor. |
---|
Abstract
Eine Weltbevölkerung von knapp acht Milliarden und deren stetig steigende Nachfrage an natürlichen Ressourcen bringen die planetare Belastbarkeit zunehmend an ihre Grenzen. Ein Gegensteuern ist unerlässlich, auch auf Schulen kommt daher eine enorme Aufgabe zu. Meilensteine bei Bildungsvereinbarungen waren beispielsweise durch die globalen Abkommen der Agenda 2021 und 2030 beschlossen worden, um weltweit eine konsequente Umsetzung der Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung (BNE) einzufordern. Empirische Erhebungen zu Vorstellungen menschlichen Handelns zum Umweltbewusstseins werden seither durchgeführt. Eine Wende brachte das Kompetenzmodel nach Roczen und Kollegen (2014), das die Variablen Wissen, Einstellung und Verhalten theoretisch fundiert zusammenführte. Konkrete Handlungsbeispiele in Form von nachhaltigem Unterricht sind dagegen in ihrer Praxis-Wirksamkeit noch kaum vorhanden, auch im Hinblick auf belastbare Empfehlungen.
Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, Vorstellungen verschiedener Begrifflichkeiten im Umweltbildungssektor von Studierende zu eruieren. Teilstudie A erfasst die allgemeine Wahrnehmung von Umweltbildung und BNE, welche bis heute oft noch als Synonyme verwendet werden. Beide Terminologien wurden unterschiedlich wahrgenommen und folgten bezüglich des Drei-Säulen-Modells keiner gleich gewichteten Einheit von Ökologie, Ökonomie und Soziales. Der Zugang zum Umweltbegriff kristallisierte sich in Teilstudie B als eine Summe verschiedener umweltethischer Sichtweisen heraus. Der Begriff wurde oft mit der Natur gleichgesetzt, welche vorwiegend mit positiven Gefühlen/Emotionen assoziiert werden. Die Einsicht, dass der Mensch die größte Bedrohung der Umwelt darstellt, erstreckt sich gleichwertig über alle Wertevorstellungen. Dagegen gehen die Vorstellungen hinsichtlich einer Reduktion des eigenen ökologischen Fußabdrucks in puncto Mobilität & Transport, Müllvermeidung und Konsum weit auseinander. Die Wahrnehmungen resultieren vorwiegend aus Erfahrungen und wissenschaftlichen Erklärungen, die der Schule einen erheblichen Beitrag zuweisen. Das Schulbeispiel – Green Awareness in Action (GAIA), Energiesparen im Klassenzimmer – sollte dabei die CO2-Bilanz einer ganzen Schule einbeziehen und verbessern. Individuelles Verhalten sollte dabei gefördert werden, ohne die Qualität des Schullebens beeinträchtigen. In Teilstudie C wurde angelehnt an das Kompetenzmodel die erweiterte Umweltbewusstseins-Skala mit den Variablen Preservation, Utilisation und Appreciation) (Bogner, 2018; Wiseman & Bogner, 2003), zusammen mit der Allgemeinen ökologischen Verhalten-Skala (GEB-Skala mit den Variablen Konsum, Energiesparen, Mobilität & Transport, Recycling, Vikariierende Verhalten in Bezug auf Umweltschutz und Abfallvermeidung) (Kaiser, Oerke, & Bogner, 2007) und den drei individuell entwickelten Wissensdimensionen (mit den Variablen Systemwissen, Handlungswissen und Effektivitätswissen) nach Liefländer, Fröhlich, Bogner, & Schultz (2013), eingesetzt. In einem Pfadmodell konnten die Zusammenhänge der drei latenten Dimensionen mit den jeweiligen Unterskalen veranschaulicht werden [Umweltwissen und Umweltverhalten (ξ = 0.69, p > 0.001), Umwelteinstellungen und Umweltverhalten (ξ = 0.80, p > 0.001), Umweltwissen und Umweltverhalten (ξ = 0.37, p = 0.001]. In der Praxis erwies sich das Unterrichtsmodul in Teilstudie D als effektiv im Rahmen der konsequenten Umsetzung im Schulalltag. Durch den internen Wettbewerb aller sechsten Jahrgangsstufen konnte der Stromverbrauch beispielsweise während einer zehnwöchigen Interventionseinheit um die Hälfte gesenkt werden. Handlungswissen und Effektivitätswissen wurden über diesen Zeitraum gesteigert, während Umwelteinstellungspräferenzen gegenüber dem Wissenserwerb keinen Einfluss ausübten. Unter Einbezug des Umweltverhaltens lernen insbesondere Schüler mit einem niedrigen Personen-Schätzer-Wert dazu.
Zusammenfassend bleibt demnach festzuhalten, dass die Transformation in einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung sowohl in den Vorstellungen der Studierenden als auch in der Umsetzung von nachhaltigem Unterricht vonseiten der Schüler bereits stattfindet. Es bedarf jedoch einer konsequenten Umsetzung im Alltag, bei der eine ökologische Einstellung unerlässlich bleibt.
Abstract in weiterer Sprache
The world's population of almost eight billion and their increasing demand for natural resources is pushing the limits of the planet's capacities. Counteraction is mandatory, so schools are facing an enormous challenge. Agenda 2021 and 2030, for instance, developed keystones in education to work on the consistent implementation of Education for Sustainable Developments (ESD). Ever since, empirical data of human perceptions and activities regarding environmental awareness has been collected. The competency model developed by Roczen and colleagues was a turning point to relate the variables Knowledge, Attitude and Behaviour into a theoretical framework. In contrast, the effectiveness of sustainable teaching modules (according to ESD) has not yet been sufficiently assessed, which consequently, results in few reliable recommendations.
The present thesis's objective was to monitor students' perception regarding different terms of environmental education. Study A provided data of the conceptions of Environmental Education and ESD, which are often still used as synonyms. Yet both terms were perceived differently, and they do not follow an equally balanced three-pillar model of ecology, economy and social aspects. The term Environment evolved in study B as the sum of different environmental-ethical perspectives. The participants often equated the term to nature and associated it with positive feelings or emotions. Regardless of the concept, humans were perceived as the greatest environmental threat. In contrast, recommendations to reduce environmental footprints regarding mobility & transport, waste avoidance and consumption differ. Such ideas are shaped by experiences and scientific expertise and that is where schools come into play. The classic example – Green Awareness in Action (GAIA), saving energy in classrooms – aimed at improving the CO2-balance of a school. The goal was to encourage environmentally friendly behaviour without impacting the quality of everyday school life. Study C incorporated the already described competency model which relates the extended environmental awareness scale with its variables Preservation, Utilisation and Appreciation (Bogner, 2018; Wiseman & Bogner, 2003)to the General Ecological Behaviour-scale (GEB-scale including the variables Consumerism, Energy, Mobility & Transport, Recycling, Vicarious behaviour and Waste avoidance (Kaiser, Oerke, & Bogner, 2007); it also includes the three dimensions of knowledge (including the variables System knowledge, Action-related knowledge and Effectiveness knowledge) developed by Liefländer, Fröhlich, Bogner, & Schultz (2013). A path analysis showed the causal relationship between the three latent dimensions and sub-scales environmental knowledge and values (ξ = 0.69, p > 0.001), values and (reported) behaviour (ξ = 0.80, p > 0.001), as well as environmental knowledge and (reported) behaviour (ξ = 0.37, p = 0.001). In a practical framework, the classroom module of study D has proven effective if implemented regularly. The in-class contest of the sixth graders achieved to reduce energy consumption by 50% within a ten-week intervention. Action-related knowledge and effectiveness knowledge increased whereas environmental values showed no impact on environmental knowledge. Implying environmental behaviour as a moderator, students of lower person parameters learnt most.
To sum up, the transformation into ESD took place in the student’s minds; and implementation of the sustainable teaching module. An ecological mind-set is essential, and it requires persistent integration in everyday life.