Titelangaben
Kirchner, Katja:
Der Einfluss institutioneller Faktoren auf die Bereitschaft zur Gewebespende.
Bayreuth
,
2023
. - VI, 165 S.
(
Dissertation,
2023
, Universität Bayreuth, Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
DOI: https://doi.org/10.15495/EPub_UBT_00006969
Abstract
Durch Gewebetransplantationen kann die Lebensqualität zahlreicher Patient*innen in einem breiten Anwendungsgebiet deutlich verbessert und bei einigen Indikationen auch ihr Leben gerettet werden. Gleichzeitig sind die großartigen Chancen der Gewebespende durch eine wesentliche Restriktion limitiert – die Knappheit an Gewebetransplantaten. Demnach warten momentan beispielsweise circa 12,7 Millionen Menschen weltweit auf ein Hornhauttransplantat. Das Problem der Ressourcenknappheit kommt global in unterschiedlicher Intensität zum Tragen: So verfügen einige Nationen über einen Überschuss an Transplantaten, sodass sie diese global allokieren können. Demgegenüber sind andere Staaten, wie Deutschland, auf den Import von Geweben angewiesen, um den nationalen Bedarf decken zu können. Andere Länder hingegen haben keinen oder lediglich einen insuffizienten Zugang zu Gewebetransplantaten.
Derartige länderspezifische Unterschiede in der Versorgungssituation sind durch verschiedene Ursachen bedingt. Einen Einflussbereich bilden dabei institutionelle Faktoren, wie rechtlichen Rahmenbedingungen, Allokationsprinzipien und die Organisation der Gewebespende. Diese Dissertation widmet sich ebendiesen institutionellen Aspekten und analysiert in vier Artikeln, wie sie sich auf die Bereitschaft zur Gewebespende auswirken. Um möglichst verschiedene Blickwinkel zu berücksichtigen, werden mithilfe eines Mixed-Methods-Ansatzes nicht nur Expert*innen aus verschiedenen Disziplinen, sondern auch Angehörige von Gewebespender*innen befragt. Der erste Artikel, ein systematischer Literaturreview, bildet den Grundstein für die weiteren Publikationen. Er verschafft auf Basis des aktuellen Forschungsstandes einen Überblick darüber, wie institutionelle Faktoren die Bereitschaft zur Gewebespende beeinflussen. Dabei werden die rechtlichen Rahmenbedingungen der Gewebespende, die Organisation von gewebeverarbeitenden Einrichtungen und die Regionalität bei der Allokation von Transplantaten sowie in Bezug auf den Sitz der Gewebebank als mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt. Die zweite und dritte Arbeit basieren auf multidisziplinären Expert*inneninterviews und verfolgen einen explorativen Ansatz. Sie konzentrieren sich auf unterschiedliche institutionelle Einflussfaktoren: So analysiert die zweite Publikation, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen die Bereitschaft zur Gewebespende beeinflussen und ob die Widerspruchslösung einen zentralen Erfolgsfaktor für die Erhöhung der Anzahl der Gewebespender*innen in Deutschland darstellt. Demgegenüber untersucht der dritte Artikel, wie sich die internationale Allokation von Gewebetransplantaten, die Organisation von gewebeverarbeitenden Einrichtungen sowie die Regionalität in Bezug auf den Sitz der Gewebebanken auf die Spendebereitschaft auswirken. Die vierte Publikation beruht auf Telefoninterviews mit Angehörigen von Gewebespender*innen. Sie untersucht verschiedene, insbesondere institutionelle Einflussfaktoren auf die Spendebereitschaft aus dieser bislang nur insuffizient berücksichtigten und gleichzeitig sehr bedeutsamen Perspektive.
Abstract in weiterer Sprache
Tissue transplantation can significantly improve the quality of life of numerous patients in a wide range of applications and in some indications also save patients' lives. At the same time, the great opportunities of tissue donation are limited by a major restriction – the scarcity of tissue transplants. For example, there are currently about 12.7 million people worldwide waiting for a corneal transplant. The problem of the scarcity of resources comes to bear globally in different intensities: Some nations have a surplus of transplants, so that they can allocate them globally. On the other hand, other countries, such as Germany, are dependent on the import of tissues to meet their national needs. Other countries, however, have no or only insufficient access to tissue transplants.
Such country-specific differences in the supply situation are caused by different reasons. Institutional factors such as legal frameworks, allocation principles and the organization of tissue donation are one area of influence. This dissertation is dedicated to these institutional aspects and analyzes in four articles how they affect the willingness to donate tissue. To consider as many different perspectives as possible, not only experts from different disciplines but also relatives of tissue donors are interviewed using a mixed-methods approach. The first article, a systematic literature review, forms the basis for the subsequent publications. Based on the current state of research, it provides an overview of how institutional factors influence the willingness to donate tissue. The legal framework of tissue donation, the organization of tissue processing facilities and the regionality in the allocation of transplants as well as in relation to the location of the tissue bank are considered as possible influencing factors. The second and third paper are based on multidisciplinary expert interviews and follow an explorative approach. They focus on different institutional factors: The second publication analyzes how the legal framework influences the willingness to donate tissue and whether the presumed consent solution is a key success factor for increasing the number of tissue donors in Germany. In contrast, the third article examines how the international allocation of tissue transplants, the organization of tissue processing facilities, and regionality in relation to the location of tissue banks affect the willingness to donate. The fourth publication is based on telephone interviews with relatives of tissue donors. It examines various, especially institutional, factors influencing the willingness to donate from this so far only insufficiently considered and at the same time very important perspective.
Overall, the results indicate that institutional factors influence the willingness to donate tissue to varying degrees, but have not been adequately considered in research, policy, or public communication. Therefore, decision-relevant institutional factors need to be analyzed in further studies to derive implications for political decision-makers as well as actors and organizations in the field of tissue donation.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Dissertation |
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Keywords: | Gewebespende |
Institutionen der Universität: | Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften - Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Eckhard Nagel Graduierteneinrichtungen > University of Bayreuth Graduate School Fakultäten Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften Graduierteneinrichtungen |
Titel an der UBT entstanden: | Ja |
Themengebiete aus DDC: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit |
Eingestellt am: | 16 Dec 2023 22:00 |
Letzte Änderung: | 18 Dec 2023 06:19 |
URI: | https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/88068 |