Titelangaben
Kaden, Martin ; Brandt, Christian ; Bauers, Sebastian ; Hovemann, Gregor:
Time to Say Goodbye? - Eine Analyse von Abwanderungstendenzen deutscher Fußballfans.
2024
Veranstaltung: 27. Jahrestagung des Arbeitskreis Sportökonomie e.V. in Kooperation mit der International Association of Sports Economists (IASE)
, 20.-22. Juni 2024
, Bayreuth.
(Veranstaltungsbeitrag: Kongress/Konferenz/Symposium/Tagung
,
Vortrag
)
Abstract
Problem- und Zielstellung
Die Abwanderung von Konsumenten stellt grundsätzlich eine essentielle Problematik für Anbieter und Produzenten dar, lässt sich von ihr doch wiederholt auch auf Unzufriedenheiten und/oder Loyalitätsdefizite seitens der Kundschaft schließen. Vonseiten der Forschung wird der Thematik entsprechend eine erhöhte Aufmerksamkeit zuteil, wobei die Identifikation von ursächlichen Faktoren, sowie Vorhersage und Prävention einer Konsumentenabwanderung vermehrt im Mittelpunkt wissenschaftlicher Arbeiten stehen (Ribeiro et al., 2022; Bhale & Bedi, 2023). Forschung zur Abwanderung von Fußballfans als Konsumenten gestaltet sich demgegenüber bisher äußerst unstet, wird von ihnen doch gemeinhin und schlichtweg angenommen, dass sie jeweils favorisierten Clubs gegenüber loyal sind und prinzipiell an einer bedingungslosen Unterstützung festhalten (Tapp, 2004). Weiterhin zeigen zwar verschiedene Studien, dass Fans durchaus dazu in der Lage sind, sich von ihren Lieblingsclubs abzuwenden, divergieren aber mitunter stark, was die Gründe und das Ausmaß eines solchen Exits anbelangt (z.B. Healy & McDonagh, 2013; Brandt & Kurscheidt, 2022). Es fehlt in Summe nahezu gänzlich an wissenschaftlichen Arbeiten, welche ein umfassendes Verständnis der Abwanderung von Fußballfans zulassen. Unter Betrachtung des deutschen Profifußballs kommt hinzu, dass vonseiten der Medien in der jüngsten Vergangenheit wiederholt von einer Entfremdung, erodierenden Loyalität und Abwanderung der Fans gesprochen wird (Kaden et al., 2023). Die vorliegende Studie trägt der Relevanz der Thematik und dem identifizierten Forschungsdesiderat Rechnung, indem sie sich umfassend mit dem Phänomen des Exits von Fußballfans auseinandersetzt.
Dabei baut diese Studie auf einer vorangegangenen Untersuchung deutscher Fußballfans auf (Kaden et al., 2023), welche belegen konnte, dass die Fans zu einer Abwanderung von ihren (vormals) favorisierten Clubs fähig sind. Bezugnehmend auf das Exit-Voice-Loyalty-Framework von Hirschman (1970), bindet die vorliegende Studie weitere adäquate Stakeholdergruppen und Experten des deutschen Profifußballs in den Erkenntnisprozess ein (Senaux, 2008).
Im Besonderen wird dabei der Fragestellung nachgegangen, welche Risiken und Konsequenzen einem Exit der Anhängerschaft(en) beigemessen werden können. Weiterhin stellen die Erörterung von Zuschauermerkmalen und -typologien in Zusammenhang mit einem Exit zentrale Untersuchungsaspekte dar.
Forschungsmethodik
Im Zeitraum März bis Mai 2024 werden sowohl Vertreter von Fußballklubs und -verbänden, als auch von Fanszenen und -initiativen im Rahmen von Fokusgruppeninterviews in die Untersuchung einbezogen. Durch die Einbindung verschiedener Gruppen können vorliegende Erkenntnisse umfassend analysiert und erweitert werden. Zudem lassen sich verschiedene
mögliche Szenarien zur Thematik des Fan-Exits weitreichend bewerten und einschätzen (Niederberger & Wassermann, 2015). Dabei wird das Format heterogen zusammengesetzter Fokusgruppen gewählt, um Diskussionen sowohl anzuregen als auch differierende und fundierte Meinungsbilder herauszuarbeiten (Vogl, 2014).
Ergebnisse und Diskussion
Im Rahmen der Präsentation werden zentrale Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt. An die Studie von Kaden et al. (2023) anknüpfend werden dabei weiter reichende Betrachtungen eines Fan-Exits aus verschiedenen Perspektiven in die Diskussion einbezogen. Es ist davon auszugehen, dass im Besonderen Entwicklungen im Kontext einer fortschreitenden Kommerzialisierung wie steigende Kosten des Konsums, sowie einer sich verschlechternden Attraktivität des deutschen Fußballsports (z. B. das Teilnehmerfeld oder einem Mangel an Spannung und Ausgeglichenheit betreffend) als ursächlich ausgemacht werden können. Weiterhin ist zu erwarten, dass Management bzw. Governance von Clubs und Verbänden in Zusammenhang mit einem Fan-Exit thematisiert werden. Im Gegensatz zur Studie von Kaden et al. (2023) ist zudem davon auszugehen, dass die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie als vornehmlich temporär und damit weniger bedeutsam eingeschätzt werden. Die Präsentation schließt mit der Identifikation und Diskussion von Ansatzpunkten für künftige Forschungsarbeiten zur Thematik. Aufbauend auf den vorliegenden qualitativen Resultaten wird Fragebogenuntersuchungen dabei eine besondere Bedeutung beigemessen.
Weitere Angaben
Publikationsform: | Veranstaltungsbeitrag (Vortrag) |
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Begutachteter Beitrag: | Ja |
Institutionen der Universität: | Forschungseinrichtungen > Zentrale wissenschaftliche Einrichtungen > Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft (BaySpo) |
Titel an der UBT entstanden: | Ja |
Themengebiete aus DDC: | 300 Sozialwissenschaften 700 Künste und Unterhaltung > 790 Sport, Spiele, Unterhaltung |
Eingestellt am: | 02 Dec 2024 08:38 |
Letzte Änderung: | 02 Dec 2024 09:08 |
URI: | https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/91294 |