Titelangaben
Alber, Erdmute ; Kölbl, Carlos:
Multiplicities of (Il)literacy : An introduction.
In: cultura & psyché.
Bd. 4
(2023)
.
- S. 1-10.
ISSN 2730-5732
DOI: https://doi.org/10.1007/s43638-023-00082-2
Angaben zu Projekten
Projekttitel: |
Offizieller Projekttitel Projekt-ID Learning beyond the classroom: Coping with illiteracy in urban literate environments in Benin, Bolivia (and Germany). Ohne Angabe |
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Projektfinanzierung: |
Deutsche Forschungsgemeinschaft This article is the outcome of research conducted within the Africa Multiple Cluster of Excellence at the University of Bayreuth, funded by the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG, German Research Foundation) under Germany’s Excellence Strategy—EXC 2052/1—390713894. |
Abstract
This introductory paper starts by observing a worldwide demand to ‘leave illiteracy behind’. We explicate and question the spatio-temporal metaphor that implicitly underlies this idea, which is exemplified in the UNESCO Millennium Goal of ‘Education for All’. In place of a binary opposition between literacy and illiteracy or treating them as static essences, we focus on dynamic, multiple and relational processes and propose the terms ‘literacising’ and ‘illiteracising’. The notion of a multiplicity of (il)literacies is at the core of every contribution to this thematic issue. Our introduction presents and discusses the central aspects of these contributions in their own terms but also sometimes goes further. The articles focus on a multiplicity of (il)literacies in various parts of the world, including Bolivia, Benin, Zambia, Ghana, Uganda and India, that are accompanied by a series of conceptual shifts including a critique of normatively unequivocal connotations around literacy and illiteracy and an emphasis on literacies in the plural. After addressing such conceptual shifts, we also discuss the multifaceted role of new technologies, the peculiarities of ‘alternative’ writings such as weaving, possibilities of extending the paradigm of the ‘(New) Literacy Studies’, the complex relations between bureaucracies and (il)literacies and the figure of ‘literacy mediators.’ We conclude by returning to the contextuality of what is seen as ‘literacy’ or ‘illiteracy’ and the potentials and dangers of extending the concept of literacy and propose thinking more about how to make processes of illiteracising more productive.
Abstract in weiterer Sprache
Den Ausgangspunkt für die vorliegende Einleitung bildet die Diagnose einer anscheinend globalen Omnipräsenz der Forderung danach, lese- und schreibkundig zu sein, den ‚Analphabetismus hinter sich zu lassen’. Während solch eine Vorstellung weitverbreitet ist – ein prominentes Beispiel stellt das UNESCO-Milleniumsziel der ‚Bildung für alle’ dar – explizieren und hinterfragen wir die raumzeitliche Metapher, die dieser Sichtweise implizit zugrunde liegt. Statt Literalität von Analphabetismus zu scheiden so als handelte es sich lediglich um binäre Gegensätze und statt sie als statische Wesenheiten zu behandeln, legen wir den Fokus auf dynamische, multiple und relationale Prozesse und schlagen die Begriffe ‚Literalisieren’ und ‚Illiteralisieren’ vor, um dies zu bewerkstelligen. Die Idee einer Multiplizität von (Il)literalitäten ist für alle Beiträge des vorliegenden Themenschwerpunkts zentral. Im weiteren Verlauf unserer Einleitung stellen wir wesentliche Aspekte dieser Beiträge entlang ihrer eigenen Argumentationsführung vor, gehen aber mitunter auch über sie hinaus. Das Nachdenken über eine Multiplizität von (Il)literalitäten in unterschiedlichen Teilen der Welt – Regionen, die in den einzelnen Texten fokussiert werden, sind Bolivien, Benin, Zambia, Ghana, Uganda und Indien – geht Hand in Hand mit konzeptuellen Wechseln, wobei die Kritik an normativ eindeutigen Konnotationen von Literalität und Analphabetismus einer und die Betonung von Literalitäten im Plural ein anderer dieser Wechsel ist. Nach der Adressierung solcher konzeptueller Wechsel diskutieren wir auch die vielgestaltige Rolle neuer Technologien, die Besonderheiten alternativer Schriftsysteme, wie das Weben, Möglichkeiten der Ausweitung des Paradigmas der ‚(New) Literacy Studies’, die komplexen Beziehungen zwischen Bürokratien und (Il)literalitäten sowie die Figur der ‚Literalitätsvermittler*innen’. Wir schließen damit, dass wir einmal mehr darüber reflektieren, was je nach Kontext als ‚Literalität’ oder ‚Analphabetismus’ gilt, was die Möglichkeiten und Gefahren davon sind, das Konzept der Literalität auszuweiten und dass wir vorschlagen, mehr über die Frage nachzudenken, wie auch Prozesse der Illiteralisierung produktiver gestaltet werden können.