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Unerfüllte Behandlungswünsche jüngerer und älterer Menschen in sozial deprivierten Räumen : eine qualitative Interviewstudie im Ruhrgebiet

Titelangaben

Heidenreiter, Sarah ; Lauerer, Michael ; Nagel, Eckhard:
Unerfüllte Behandlungswünsche jüngerer und älterer Menschen in sozial deprivierten Räumen : eine qualitative Interviewstudie im Ruhrgebiet.
In: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. Bd. 188 (2024) . - S. 87-94.
ISSN 1865-9217
DOI: https://doi.org/10.1016/j.zefq.2024.06.001

Abstract

Hintergrund
Unerfüllte Behandlungswünsche werden als entscheidender Indikator für Gleichberechtigung im Zugang zur Gesundheitsversorgung betrachtet. Bei Jüngeren können sie zu schlechteren Gesundheitsergebnissen im Erwachsenenalter führen, bei Älteren mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einhergehen. Daher wurden diese im Rahmen eines Forschungsprojekts zur „Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebenssituation junger und alter Menschen im Ruhrgebiet“ untersucht.
Methode
Unerfüllte Behandlungswünsche wurden mithilfe von semistrukturierten Leitfadeninterviews mit jüngeren und älteren Menschen im Ruhrgebiet (n = 29) erhoben. Aufgrund der besonderen Raum- und Sozialstruktur der Untersuchungsregion war es das Ziel, vor allem Personen mit niedrigem subjektivem Sozialstatus (SSS) für die Studie zu rekrutieren. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und einer qualitativen Inhaltsanalyse sowie einer ergänzenden Frequenzanalyse zugeführt. Die Berichterstattung orientiert sich an den Standards for Qualitative Research (SRQR).
Ergebnisse
Die Befragten berichten über Mängel in der Behandlung sowie der Arzt-Patienten-Kommunikation bei Haus- und Fachärzt:innen. Das Gefühl, altersbedingt nicht ernst genommen zu werden, wird von beiden Altersgruppen mehrfach als Ursache für unerfüllte Behandlungswünsche angeführt. Wartezeiten sind insbesondere bei Fachärzt:innen relevant, während Zuzahlungen zu Leistungen vor allem in der Zahnmedizin und Kieferorthopädie eine Rolle spielen. Unerfüllte Behandlungswünsche werden vorrangig von Personen mit mittlerem SSS berichtet. Insgesamt konstatieren knapp zwei Drittel der Befragten, mindestens einen unerfüllten Behandlungswunsch zu haben oder gehabt zu haben. Bei Interviewteilnehmenden mit niedrigem SSS ist der Anteil deutlich geringer, und finanzielle Aspekte werden nicht als Ursache genannt. Erklärungsansätze hierfür reichen von einer geringeren Gesundheitskompetenz bis zur Angst vor Diskreditierung.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse geben Hinweise auf Defizite in der regionalen Gesundheitsversorgung von jüngeren und älteren Menschen im Ruhrgebiet. Entsprechende Handlungsfelder ergeben sich aus den für unerfüllte Behandlungswünsche als relevant identifizierten Versorgungsbereichen und Gründen. Die berichteten Erkenntnisse bieten zudem eine Grundlage für differenzierte quantitative Befragungen mit repräsentativen Stichproben.

Weitere Angaben

Publikationsform: Artikel in einer Zeitschrift
Begutachteter Beitrag: Ja
Keywords: Unmet health care needs; Access to health care; Vulnerable groups; Social status
Institutionen der Universität: Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften
Fakultäten > Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften > Lehrstuhl Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften - Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Eckhard Nagel
Titel an der UBT entstanden: Ja
Themengebiete aus DDC: 300 Sozialwissenschaften > 300 Sozialwissenschaften, Soziologie
300 Sozialwissenschaften > 360 Soziale Probleme, Sozialdienste
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin und Gesundheit
Eingestellt am: 05 Dec 2024 08:04
Letzte Änderung: 05 Dec 2024 08:07
URI: https://eref.uni-bayreuth.de/id/eprint/91346