Titelangaben
Schönfelder, Mona:
Unterrichtliche Zugänge zum Bestäuberschutz : Empirische Studie zur Steigerung des kognitiven Wissens und der positiven Wahrnehmung von Bienen.
Bayreuth
,
2016
. - 158, XVII S.
(
Dissertation,
2016
, Universität Bayreuth, Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften)
Abstract
Angesichts des weltweit anhaltenden Biodiversitätsverlusts durch anthropogene Einflüsse rückt besonders die Gruppe tierischer Bestäuber in den Fokus von Öffentlichkeit, Forschung und Politik. Denn ein Verlust von Bestäubern hätte drastische Folgen für Mensch und Natur. Auf lokaler Ebene sind Bildungsangebote zum Erhalt von Artenvielfalt, insbesondere von Bestäubern, eine effektive Möglichkeit diesen globalen Herausforderungen zu begegnen. Trotz ihrer Ökosystemleistung und des dringenden Handlungsbedarfs gelten bestäubende Insekten, vorrangig Bienen, als mit Angst assoziierte Tiere, was einer erfolgreichen Umweltbildung im Weg stehen kann. Zu diesem Zweck ist es notwendig, dass entsprechende Bildungsmaßnahmen neben der Förderung von Wissen, Einstellung und Engagement auch auf jene negativen Wahrnehmungen eingehen und diese mit positiven Erfahrungen kontrastieren.
In der vorliegenden Studie wird aus diesem Grund ein schülerzentriertes Unterrichtsmodul für die Sekundarstufe vorgestellt, das am Beispiel der Honigbiene (Apis mellifera) positive Wahrnehmungen und umweltrelevantes Wissen fördert. Dabei wurden zwei verschiedene Zugänge evaluiert, die direkte Erfahrung mit Bienen an einem Bienenstock und der Einsatz digitaler Medien, die über eine eLearning-Plattform den virtuellen Besuch eines realen Bienenstocks ermöglichten.
Aufgrund der in der Literatur beschriebenen Diskrepanz zwischen Bereitschaft zum Artenschutz und Einstellung gegenüber der jeweiligen Art wurden in der ersten Teilstudie (Teilstudie A) zunächst Einstellungen bezüglich wahrgenommener Gefahr, Interesse und Schutz der Biene von Schülern und Studierenden sowie Imkern als Referenzgruppe erfasst. Hierbei konnte gezeigt werden, dass die wahrgenommene Gefahr in einem direkten Zusammenhang zur Einstellung gegenüber dem Schutz der Biene steht. Obwohl die Einstellung zu Bienen in allen befragten Gruppen durchschnittlich positiv war, wurden individuelle Erfahrungen und das Wissen über die Fähigkeit der Bienen zu stechen dennoch als Gründe für eine potentielle Angst erkannt.
Alle weiteren Teilstudien basierten auf der Durchführung eines speziell entwickelten Unterrichtmoduls zur Leistung und Bedeutung der Honigbiene. Insgesamt nahmen rund 350 Schüler an den schülerzentrierten Lernstationen teil, die zwei methodischen Ansätzen folgten. Sowohl die Begegnung mit lebenden Bienen an einem Bienenstock als auch das Arbeiten mit einem Online-Bienenstock trugen zu einer anhaltenden Änderung der Wahrnehmung bei. Neben der Steigerung von Interesse und Reduktion der wahrgenommenen Gefahr konnte die Einstellung in Hinblick auf den Schutz der Bienen gefördert werden (Teilstudie B). Darüber hinaus trugen auch beide Ansätze zum Erwerb eines anhaltenden umweltrelevanten Wissens über Bienen bei (Teilstudie C).
Während vor allem Jugendliche mit weniger positiven Umwelteinstellungen mithilfe des Online-Bienenstocks in Bezug auf Wissenserwerb adressiert werden konnten, hatte die wahrgenommene Gefahr überraschenderweise keinerlei Auswirkung auf den kognitiven Erfolg der Schüler.
Beim Arbeiten mit den lebenden Bienen zeigten die Schüler insgesamt positivere Lernemotionen als beim Arbeiten mit dem Computer. Trotz dieser Tatsache und weiteren Vorteilen des Einsatzes von Originalobjekten, die der Literatur entnommen werden können, stellt der Einsatz digitaler Medien in diesem Kontext eine wertvolle Alternative dar. Durch das Erfassen des Computerselbstkonzeptes in der letzten Teilstudie (Teilstudie D) konnte darüber hinaus festgestellt werden, dass die Attribution der eigenen Fähigkeiten im Hinblick auf den Umgang digitaler Medien von Schüler/innen in der Sekundarstufe ausreichend positiv ist, sodass der Einsatz von eLearning keine Hindernisse beim erfolgreichen Lernen darstellt.
Abstract in weiterer Sprache
Due to the current loss of biodiversity all over the world caused by human impact, especially pollinating animals hog the limelight in public, research and policy. A loss of pollinators would lead to negative effects for mankind and nature. Education focussing on conservation of biodiversity, especially of pollinators, presents an effective tool on local level in order to counteract these global challenges. In spite of their essential ecosystem service and the urgent need for actions due to recent losses, pollinating insects such as bees and other hymenoptera species are perceived as frightening creatures. This leads to a problem as negative emotions such as disgust or fear are assumed to hinder effective environmental education. Consequently, besides supporting knowledge, attitudes and participation in educational initiatives, it is necessary to focus on these negative perceptions and counteract them with positive experiences.
The empirical study analysed potential effects of an educational programme for secondary schools, which was supposed to foster positive perceptions and environmental relevant knowledge with the honeybee (Apis mellifera) as exemplary organism. The effectiveness of two different methodological approaches was evaluated: Firstly, encountering living bees at a local beehive and secondly, using a digital tool that allows visiting a remote beehive.
Previous studies point to an existing discrepancy between the individual willingness to protect animals as well as wildlife and their attitudes towards the respective species. Hence, the first sub study (Study A) monitored existing attitudes towards bees concerning perceived danger, interest and the conservational concerns of school and university students as well as of beekeepers as a reference group. The perceived danger clearly correlated with the willingness to protect bees. Although perceptions were found as overall positive, individual experiences and the knowledge about the bees’ capacity to sting were nevertheless the most prevalent reasons for a perceived danger.
All further sub studies are based on the participation in the developed educational module on the achievement and importance of honeybees. Overall about 350 students completed the different student-centred learning stations, which were implemented following two methodological approaches. In both interventions, students’ perception of bees were influenced positively with a lasting effect: Besides reducing the perceived danger and increasing interest for bees, the willingness to protect bees as pollinators was fostered in both cases (Study B). Moreover, both approaches supported the acquisition of environmental relevant knowledge about bees (Study C).
Surprisingly no effects of the perceived danger on the acquisition of knowledge could be detected. However, students with lower ‘green’ attitudes could be especially addressed through the tasks with the online beehive with regard to cognitive achievement.
Encountering the living bees at the beehive in the school grounds evoked more positive situational emotions compared to the work with the remote beehive via eLearning. This fact and further benefits underline the need of direct experiences in terms of encountering living animals. However, the use of digital tools in environmental context constituted a valuable alternative as eLearning could also support cognitive achievement as well as positive attitudes and emotions. Through measuring additionally students’ computer-related self-concept, the adequacy of the use of digital tools in secondary school was proven (Study D). As participants showed a sufficient high self-concept, it was shown that using the online beehive is suitable to provide an effective learning process.